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Am 7. Dezember 1972 sei das «Heimatgefühl auf der Erde» erschüttert worden, schreibt der US-amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin. Grund war ein Schnappschuss, den Apollo-17-Astronauten auf dem Weg zum Mond aus 29 400 Kilometern machten. Das weltberühmte Foto mit dem Titel «Blue Marble» («blaue Kugel») habe gezeigt: «Mutter Erde» sei ein Wasserplanet und kein «unerschütterliches Fundament, auf dem wir sicher stehen».
Inzwischen ist dieser Wasserplanet «auf eine Weise ausser Rand und Band geraten, wie wir es noch vor einigen Jahren für unmöglich gehalten hätten», schreibt Rifkin. Mit jedem Grad Erderwärmung steige das Risiko extremer Wetterverhältnisse. Überschwemmungen gehören seit den 1990er-Jahren zu den häufigsten Naturkatastrophen. Noch dramatischer ist die Wassernot.
Aktuell seien 2,6 Milliarden Menschen von Wassermangel betroffen, schreibt der Autor, «bis 2014 werden es 5,4 Milliarden in 59 Ländern sein – mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung». Rifkin macht einen grossen historischen Bogen und beschreibt, wie der Weg in die Katastrophe vor 6000 Jahren an den Ufern des Euphrat und Tigris begann – in der heutigen Türkei und im Irak. «Unsere Vorfahren bauten Dämme und Wasserspeicher, gruben Kanäle und lenkten Flüsse in andere Bahnen, um das Wasser in Besitz zu nehmen.»
Es war der erste massive Eingriff in die Natur. Es folgten die landwirtschaftliche und die industrielle Revolution – eine Entwicklung, die mit der Klimaerwärmung einen zwischenzeitlichen Höhepunkt erreicht habe, schreibt der Autor. Um zu überleben, werde der Mensch lernen müssen, Architektur, Wirtschaft und Nahrungsmittelherstellung an die neuen, «klimatisch chaotischen Bedingungen» anzupassen.
Vielen werde das aber nicht gelingen, glaubt Rifkin. Denn eine Milliarde Menschen lebe in Ländern, die nicht über die Mittel verfügen, um die Umweltbedrohungen zu meistern: «So entstehen bis 2050 Bedingungen für die Massenflucht ganzer Populationen.»
Jeremy Rifkin, «Planet Aqua», Campus, Frankfurt/ New York 2024, 304 Seiten, ca. 47 Franken
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