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Am 20. Dezember 1990 stellte der britische Informatiker Tim Berners-Lee die erste Internetseite der Welt ins Netz des Kernforschungsinstituts CERN in Genf. Es war der Urknall des Informationszeitalters: In den folgenden Jahren erhielt die Wissensvermittlung ein Tempo, wie es die Menschheit in einem halben Jahrtausend nie erlebt habe, schreibt der deutsche Journalist Andrian Kreye: «Für mich war dieses erste Browserfenster eine Pforte der Wahrnehmung.
So mussten sich die Menschen aus der Generation unserer Eltern gefühlt haben, als sie erstmals das ‹Sgt. Pepper’s›-Album von den Beatles hörten.» Sprachlich elegant beschreibt Kreye den Siegeszug der Digitalisierung von einer «Subkultur der Programmierer und Utopisten» bis hin zur wirtschaftlichen und kulturellen Triebfeder der Gegenwart. Dabei greift er zu einem überraschenden Stilmittel: Er gliedert die Meilensteine der Digitalisierung in bekannte historische Epochen.
Mac-Rechner statt E-Gitarren
Im Kapitel «Jäger und Sammler» etwa zeigt er auf, wie die Pioniere am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA) Ende der 1980er-Jahre erste Visionen eines «globalen Informationsnetzwerks» verbreiteten. In «Die digitale Antike» taucht Kreye in die quirlige IT-Szene der 1990er-Jahre in San Francisco ein, wo «E-Gitarren gegen Mac-Rechner eingetauscht wurden» und Studenten in den Garagen an Software tüftelten.
Und das Kapitel «Die industrielle Revolution» beschreibt, wie das Internet alle Bereiche des Lebens zu durchdringen beginnt und ein paar wenige Männer mehr Reichtum anhäufen als je ein Mensch zuvor. Viele Protagonisten hat Kreye persönlich getroffen – etwa den IT-Pionier Marvin Minsky, den einstigen US-Vizepräsidenten Al Gore, der das «Fundament der digitalen Gesellschaft mit Gesetzen zementierte», oder Rebellen wie Julian Assange, Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks.
Andrian Kreye, «Der Geist aus der Maschine», Heyne, München 2024, 368 Seiten, Fr. 37.–
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