Am 24. Dezember 1968 machte der US-Astronaut William Anders bei einer Mondumrundung einen Schnappschuss, der den Blick auf die Welt veränderte: Er fotografierte die Erde, als sie plötzlich hinter dem Mond auftauchte. «Wir flogen hin, um den Mond zu entdecken», sagte der Apollo-8-Raumfahrer nach seiner Rückkehr aus dem Weltall. «Was wir entdeckten, war die Erde.»
Das Bild ging um die Welt und markierte in den 1970er-Jahren den Beginn eines neuen Umweltbewusstseins, schreibt der deutsche Biologe Matthias Glaubrecht. Vieles wurde seither erreicht: Der Abbau der Ozonschicht wurde gestoppt, Luft- und Wasserqualität haben sich vielerorts verbessert, und erneuerbare Energien sind im Aufwind.
Anders stehe es um die Biodiversität. Im Unterschied zum Klimawandel werde der massive Rückgang der Artenvielfalt kaum wahrgenommen, so der Autor: «Weltweit sind ein Drittel aller erfassten Lebewesen vom Aussterben bedroht, ein Viertel aller Säugetiere, 13 Prozent aller Vögel und fast die Hälfte aller Amphibien.» Auf 560 Seiten beschreibt Glaubrecht, wie der Mensch das grösste Sterben seit dem Untergang der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren auslöste und die Existenz aller Lebewesen gefährdet – auch seine eigene.
Einsicht und Verantwortungsbewusstsein wären die Hebel, mit denen sich die Ökokatastrophe abwenden liesse, schreibt der Autor. Stattdessen würden Milliardensummen verschwendet, um «ausserhalb unseres Planeten nach einer Lösung für irdische Probleme zu suchen, «wohl die eklatanteste Bankrotterklärung unseres Intellekts». Wer angesichts der globalen Herausforderungen meine, sich «per Weltraumabenteuer von dieser Welt verabschieden zu können», sei vor allem auf der Flucht vor sich selbst. «Denn unsere Erde ist für alle absehbaren Zeiten der einzige Planet, den
wir haben.»
Matthias Glaubrecht, «Das Ende der Evolution», Penguin, München 2023, 560 Seiten, ca. Fr. 25.–
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