Der Oktopus liess sich durch nichts von seinem Treiben abhalten: Er jonglierte mit seinem Rückstossantrieb eine kleine Plastikflasche ans andere Ende des Aquariums. Von dort aus trieb der Wasserstrom das Objekt wieder zurück – und das Ganze ging wieder von vorne los.

Die Beobachtungen des US-Biologen Roland C. Anderson am Seattle Aquarium (USA) vor bald 50 Jahren waren eine Sensation: Nie zuvor waren Kraken beim Spielen erforscht worden. Und was die Fachwelt noch mehr in Erstaunen versetzte: Der Krake schien aus purer Lust zu spielen – das Jonglieren im Wasser diente weder dem Überleben noch der Fortpflanzung.

Rätselhafter Klamauk

Bis heute geben spielende Tiere der Forschung Rätsel auf, schreibt der US-Autor David Toomey in seinem neuen Buch. Mit einer Prise Humor stellt er Elefanten vor, die auf dem Rücken schlammige Hänge hinunterrutschen. Raben, die sich im Flug plötzlich überschlagen und im Steilflug in die Tiefe trudeln. Oder Ferkel, die mitten im Spurt abrupt abstoppen und sich lustvoll überschlagen.

Gemäss gängiger Lehrmeinung spielen Jungtiere, um sich auf das Erwachsenenleben vorzubereiten. Dagegen spricht aber, dass auch viele erwachsene Tiere spielen. Es gibt auch keine Belege dafür, dass Spielen die Überlebenschance erhöht. So sind zum Beispiel viele junge Erdmännchen regelrechte Raufbolde, die sich im Spiel gern mit Artgenossen messen. Studien in der südafrikanischen Kalahari-Wüste zeigten allerdings, dass ehemals angriffslustige Erdmännchen später nicht automatisch die erfolgreicheren Kämpfer waren als ihre weniger verspielten Kumpane.

Am plausibelsten seien Erklärungen, die den Spieltrieb der Tiere mit dem Prinzip der natürlichen Auslese vergleichen, schreibt Toomey. Sowohl das Spiel als auch die natürliche Selektion seien zweckfrei und zu jedem Zeitpunkt vorläufig: «Beide führen zu vielen Ergebnissen, die nutzlos sind – aber auch zu einigen, die sich mit der Zeit als nützlich erweisen.»

David Toomey, «Das faszinierende Spiel der Tiere», Goldmann, München 2024, 320 Seiten, 35 Franken