Viele Hausärzte verschreiben Patienten mit einer akuten Bronchitis Antibiotika. Eine im Fachmagazin «British Medical Journal» veröffentlichte neue Studie spanischer Wissenschafter zeigt aber, dass diese Präparate eine Bronchitis nicht bekämpfen können.
Die Forscher teilten 416 Testpersonen, die an einer akuten Bronchitis litten, in drei Gruppen auf mit je unterschiedlicher Behandlung. Alle Testpersonen litten an starkem Husten mit gelbem oder grünem Auswurf, oft auch an Atemnot, Pfeifen und Brustschmerzen.
137 Teilnehmer erhielten zehn Tage lang dreimal täglich Antibiotika mit dem Wirkstoff Amoxicillin, 136 Personen bekamen ein entzündungshemmendes Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Apotheken verkaufen die Antibiotika unter dem Markennamen Augmentin, die Schmerzmittel als Brufen oder als entsprechende Generika. 143 Teilnehmer bekamen nur Scheinmedikamente, sogenannte Plazebos.
Das Resultat: Testpersonen, die Antibiotika einnahmen, litten elf Tage an den Symptomen. Das war exakt genauso lang wie die Erkrankten, die Plazebos erhielten. Auch Schmerzmittel halfen kaum: Der starke Husten plagte die Studienteilnehmer, die Ibuprofen bekamen, im Durchschnitt neun Tage lang.
Auswurffarbe lässt keine Schlüsse über die Art der Infektion zu
Für Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Luzern, ist das Ergebnis der Studie keine Überraschung: «Antibiotika wirken nicht auf Viren.» Eine akute Bronchitis wird in den meisten Fällen jedoch durch Viren verursacht. Die Studie zeige nun, dass auch der verfärbte Auswurf kein Hinweis auf einen bakteriellen Infekt ist. Ärzte in der Schweiz verschreiben gemäss früheren Untersuchungen auch bei anderen Viruserkrankungen von Nase und Rachen häufig Antibiotika, ohne dass diese den Patienten helfen (saldo 3/12).
Antibiotika können sogar schaden. So klagten gemäss der spanischen Studie 12 Prozent der Testpersonen, die diese Präparate bekamen, über Magen-Darm-Verstimmungen oder allergische Reaktionen. Bei den Plazebo-Konsumenten berichteten nur 3 Prozent über unerwünschte Nebenwirkungen. Laut Etzel Gysling, Arzt aus Wil SG und Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», begünstigt der überflüssige Antibiotika-Einsatz zudem die Entwicklung von resistenten Erregern: «Im Ernstfall wirken die Antibiotika dann nicht mehr.»
Hustensirup und Inhalieren statt Antibiotika
Experten raten bei akuter Bronchitis zum Verzicht auf Antibiotika. Der Luzerner Chefarzt Marco Rossi empfiehlt Hustensirup gegen den Hustenreiz. Christoph Andreas Fux, Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Aarau, rät, bei Atemschwierigkeiten zu inhalieren und sich zu schonen. Körperliche Anstrengung, Kälte oder trockene Luft können die Atemwege reizen. Die Bronchitis selbst heilt in der Regel nach ein paar Tagen von alleine ab.