Buchungsportale wie Booking.com, Lastminute.de und Google.ch/flights ersetzen den Gang ins Reisebüro und erleichtern die Suche nach Unterkünften und Flügen. Die Preise orientieren sich nicht nur am Angebot, sondern auch am Gerät und an der Herkunft des Kunden.
saldo wies bereits vor zwei Jahren nach, dass Kunden von Booking.com, Expedia.ch und Opodo.ch oft günstigere Preise für Hotels oder Flüge präsentiert erhielten, wenn sie die Buchungsportale mit dem Handy oder dem Tablet statt mit dem Computer aufriefen (saldo 10/2021). Und eine Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum (D) ergab, dass Booking.com von den Kunden aus bestimmten Ländern höhere Preise verlangt.
saldo hat dies überprüft. Erhoben wurden die Preise von 18 Hotelaufenthalten – je zwei Mal mit einer VPN-Verbindung und einmal mit einer gewöhnlichen Internetverbindung aus der Schweiz. Ein VPN-Programm – virtuelles privates Netzwerk – lenkt den Internetverkehr des Computers über ein anderes Land, das man frei wählen kann. So verschleiert man seinen Standort – die Internetseiten erkennen den Nutzer nicht mehr als Kunden aus der Schweiz.
Resultat: In 14 von 18 Fällen konnten Schweizer ein Hotel oder einen Flug günstiger buchen, wenn sie sich mit Hilfe eines VPN-Programms als ausländische Kunden ausgaben (siehe Tabelle in der PDF-Version dieses Artikels). In den meisten übrigen Fällen waren die Preise fast gleich.
Das grösste Sparpotenzial zeigte sich bei der Suche nach einem Vier-Sterne-Hotel in Hurghada (Ägypten): Bei der Abfrage aus der Schweiz bot Booking.com das Dreibettzimmer im Hotel Meraki Resort für 2042 Franken an. Fragte saldo den Preis aber via VPN von Zypern oder Deutschland aus ab, reduzierte sich der Preis auf knapp 1637 Franken. Ersparnis: 405 Franken.
Schweiz-Zuschlag auch für Schweizer Hotels
Günstiger wurden auch zwei Wochen Herbstferien auf der indonesischen Insel Bali. Das Doppelbett-Zimmer im Hotel Volcano Terrace kostete bei der Booking.com-Abfrage aus der Schweiz 1573 Franken. Kunden aus Österreich dagegen bot die Plattform das Hotelzimmer für 1418 Franken an – 155 Franken günstiger.
Auch Schweizer Hotels sind oft günstiger für ausländische Gäste: So kostete etwa das «Cristallo Hotel» in Arosa GR 1932 Franken, als saldo sich als polnischer Kunde ausgab. Gäste aus der Schweiz zahlten 21 Franken mehr.
Keine Preisaufschläge für Flüge von Swiss und Easyjet
saldo zählte in der Stichprobe bis zu fünf verschiedene Preise für ein Zimmer. Die Unterschiede haben mit einem Mechanismus bei Booking.com zu tun: Sucht ein Kunde nach einem Hotel, «merkt» sich die Website, welcher Preis angezeigt wurde. Dank VPN kann man diesen Mechanismus umgehen. Booking.com bestreitet, von Schweizern Aufschläge zu verlangen.
Auf anderen Buchungsportalen wie Lastminute.ch und Trivago.ch fand saldo nur geringe Preisunterschiede. Ähnlich war das Ergebnis bei Fluggesellschaften: So kostete der Swiss-Flug Zürich–Bangkok stets gleich viel – egal, ob mit oder ohne VPN. Auch bei Easyjet gabs keinen Vorteil: Der Flug von Basel nach Bordeaux verteuerte sich sogar um 8 Franken, als saldo eine Abfrage über VPN tätigte. Auch eine VPN-Abfrage bei Lastminute.ch ergab beim 355 Franken teuren Flug Zürich–Zagreb (26.7. bis 6.8) eine Einsparung von nur Fr. 1.50.
VPN-Dienste verschleiern den Abfragestandort
VPN-Programm installieren: Bekannte VPN-Dienste sind NordVPN, ExpressVPN und Surfshark. Kostenpunkt: 10 und 15 Franken pro Monat. Eine Alternative zu den teuren ausländischen Dienstleistern ist das Genfer ProtonVPN. Für die Gratisvariante benötigt man ein Benutzerkonto. Man erhält es unter Protonvpn.com/de/pricing → Kostenlos registrieren → Weiter mit free. Laden Sie danach das VPN-Programm unter Protonvpn.com/de/download herunter, installieren Sie es und melden Sie sich an.
Land auswählen: Wenn Sie ProtonVPN öffnen, sehen Sie eine Weltkarte. Per Mausklick können Sie auswählen, über welches Land die Internetverbindung umgeleitet werden soll. Im kostenlosen Modell können Sie zwischen USA, den Niederlandeb und Japan wählen.
Im Privatmodus suchen: Buchungsportale erkennen einen Internetbenutzer nicht nur an der Adresse des Computers, sondern auch an den Cookies. Das sind kleine Dateien, die Informationen über das Surfverhalten speichern. Sie verschwinden, wenn man den Browser im Privatmodus öffnet (Firefox und Safari: Datei «Neues privates Fenster respektive Ablage «Neues privates Fenster»)
Preise abfragen: Schliessen Sie den Browser und wählen Sie im VPN-Programm einen neuen Standort aus. Dann besuchen Sie die Website, auf der Sie nach Hotels oder Flügen suchen wollen.