Bockshornklee: Viel versprochen, nichts belegt
Drogerien und Apotheken verkaufen teure Präparate aus Bockshornkleesamen. Sie sollen gegen allerlei wirksam sein.
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saldo 13/2017
29.08.2017
Cigdem Akyol
Schauen sie sich meine Haare an», schwärmt Paul Blöchlinger, Geschäftsführer der Drogerie Nature First in der Zürcher Altstadt. «Ich hatte früher eine Glatze, und jetzt ist wieder alles nachgewachsen.» Sein angebliches Wundermittel: Kapseln mit Bockshornkleesamen. 55 Franken verlangt Blöchlinger für eine Monatsration. Da eine Haarkur bis zu sechs Monate dauern kann, käme man am Ende auf Kosten von 330 Franken.
Der magisc...
Schauen sie sich meine Haare an», schwärmt Paul Blöchlinger, Geschäftsführer der Drogerie Nature First in der Zürcher Altstadt. «Ich hatte früher eine Glatze, und jetzt ist wieder alles nachgewachsen.» Sein angebliches Wundermittel: Kapseln mit Bockshornkleesamen. 55 Franken verlangt Blöchlinger für eine Monatsration. Da eine Haarkur bis zu sechs Monate dauern kann, käme man am Ende auf Kosten von 330 Franken.
Der magische Bockshornklee soll auch bei anderen Beschwerden helfen. In Drogerien und Apotheken sind verschiedene – meist hausgemachte – Produkte erhältlich.
Die Rathaus Apotheke in Baar ZG beispielsweise bietet stillenden Müttern Kapseln zur «zuverlässigen und schnellen Milchbildung» an. Ähnliches versprechen die Wolhuser-Apotheke in Wolhusen LU und die Peterer Drogerie in Flawil SG. Das «Chrüterhüsli» in Basel dagegen verkauft die Samen speziell an Diabetiker. Sie sollen dabei helfen, den Insulinspiegel stabil zu halten.
Doch nachgewiesen ist nichts: Auf Anfrage verweisen die Drogerien und Apotheken pauschal auf «wissenschaftliche Studien», welche die Wirksamkeit der Kapseln untermauerten.
«Keine Studie belegt die Wirksamkeit»
Der Winterthurer Heilpflanzenexperte Martin Koradi kennt die Forschungslage und widerspricht: «Eine aussagekräftige klinische Studie fehlt», sagt er. «Grosse, gut gemachte Patientenstudien, die eine Wirksamkeit oder Unwirksamkeit belegen könnten, wurden bisher nie durchgeführt.»
Bereits 2011 hatte die Europäische Arzneimittelagentur die nicht ausreichende Forschungslage kritisiert. Zudem wies sie auf mögliche Nebenwirkungen bei der Einnahme von Bockshornklee-Präparaten hin. Dazu gehören Blähungen, Durchfall, Nervosität oder Schwindel.