Finanzfachleute werden nicht müde, vor den Risiken des Bitcoin zu warnen. Denn der Kurs schwankt stark. Mitte März des vergangenen Jahres war ein Bitcoin knapp 3700 Franken wert. Ein Jahr später schon fast 56 300 Franken. Der Wert stieg also auf das 15-Fache. Doch genauso rasch, wie der Kurs steigt, kann er auch wieder fallen.
Der Bitcoin ist aber nicht nur ein Risiko für Anleger und Spekulanten, sondern für die gesamte Bevölkerung. Denn er treibt den Stromverbrauch weltweit extrem in die Höhe. Dazu muss man wissen: Der Bitcoin ist eine Kryptowährung. Es gibt keine Noten und auch keine Münzen. Sämtliche Transaktionen laufen digital ab. Und zwar innerhalb eines Computernetzwerks, das die Teilnehmer bilden.
Wer Rechnerleistung erbringt, wird mit Bitcoins belohnt
Die dafür erforderliche Rechenleistung ist enorm. Wer Rechenleistung zur Verfügung stellt, wird deshalb mit Bitcoins belohnt. Das sind vor allem Leute in Ländern, in denen Strom billig ist. Allen voran China: Dort kosten im Sommer die Überschüsse aus Wasserkraftwerken und im Winter der Strom aus Kohlekraftwerken sehr wenig.
Gross ist der Stromverbrauch auch in Russland sowie in den USA. Und im Iran, wo das Stromnetz instabil ist. Die Behörden gehen davon aus, dass mehrere Stromausfälle aufs Konto der Bitcoin-Teilnehmer gehen.
Wissenschafter der englischen Universität Cambridge schätzen, dass der jährliche Stromverbrauch, der durch den Bitcoinhandel verursacht wird, heute schon knapp 140 Terawattstunden pro Jahr beträgt. Eine Terawattstunde entspricht einer Milliarde Kilowattstunden Strom.
Damit man sich diese gigantische Zahl vorstellen kann, ein paar Vergleiche:
- Nur 26 von rund 200 Ländern weltweit verbrauchen mehr Strom als die Kryptowährung.
- Die Schweiz kommt auf einen Verbrauch von 57 Terawattstunden pro Jahr. Also auf deutlich weniger als die Hälfte, die der weltweite Bitcoinhandel braucht.
- Mit den 140 Terawattstunden liessen sich alle Schweizer Haushalte neun Jahre lang mit Strom versorgen.
- Dann haben sich die Wissenschafter aus Cambridge noch einen kleinen Scherz erlaubt. Sie errechneten, dass sich ihre Uni mit der Strommenge, die der Bitcoin jährlich verbraucht, fast 800 Jahre lang betreiben liesse.
Jährlich fallen 8000 Tonnen Elektroschrott an
Verschiedene Ökonomen versuchten auch, den Stromverbrauch von Kreditkarten- und Bitcointransaktionen miteinander zu vergleichen. Die Schätzungen gehen ein wenig auseinander. Im Durchschnitt kamen sie zum Ergebnis, dass eine einzige Zahlung mit Bitcoins so viel Strom verbraucht wie 700 000 Kreditkartentransaktionen. Das entspricht etwa der Strommenge, die ein Schweizer Zwei-Personen-Haushalt in fünf Monaten verbraucht – oder 50 000 Stunden Youtube-Film-Konsum.
Doch nicht nur der Stromverbrauch ist ein Problem. Damit die Kryptowährung funktioniert, braucht es eine immer höhere Rechenleistung. Das heisst: Ständig neue Computer. So fallen rund 8000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr an.
Die Behörden schauen tatenlos zu. «Wir haben keine rechtliche Grundlage, um die Nutzung von Rechenleistung zu regulieren», schreibt das Bundesamt für Energie. In anderen Ländern, etwa im Iran, laufen Diskussionen über Sondersteuern auf Strom, welchen die Bitcointeilnehmer verbrauchen.