Das Bundesamt für Verkehr hat einen Grenzwert für überlastete Züge eingeführt. In Regionalzügen kann es danach sehr eng werden. Nur wo die Limite überschritten wird, bestehen gute Chancen auf Ausbauten.
Der Bahnhof Zürich Stadelhofen hat nur drei Gleise. Er ist aber mit 81 000 Passagieren pro Tag der achtgrösste Bahnhof der Schweiz. Er zählt mehr Bahnreisende als etwa St. Gallen oder Genf. Der Bahnhof müsste dringend erweitert werden.
Laut der Zürcher Regierung ist ungewiss, ob der Bund den Ausbau in seine Bahnplanung 2030 aufnimmt. Grund: Das Bundesamt für Verkehr hat neu definiert, wann Bahnstrecken als überlastet gelten. Und hohe Überlastungen seien Voraussetzung für den Ausbau der Bahninfrastruktur.
Zum Bahnausbau 2030 hat das Bundesamt erstmals Grenzwerte für überlastete Züge eingeführt. Danach sind Fern- und Regionalzüge überlastet, sobald nicht mehr alle Passagiere einen Sitzplatz finden. Bei regionalen Strecken bis zu 15 Minuten Fahrzeit aber gilt ein Zug erst als überfüllt, wenn sämtliche Sitzplätze belegt sind – und pro Quadratmeter der definierten Stehplatzflächen mehr als drei Passagiere stehen.
Dank dem Viertelstundentrick weniger Engpässe ausgewiesen
Das Bundesamt hat auf Basis der bis ins Jahr 2030 zu erwartenden Verkehrsnachfrage berechnet, wo es dann zu Engpässen kommen wird. Wegen des Kniffs mit der 15-Minuten-Zone mit Stehplätzen weist die Prognose im Einzugsgebiet grosser Knoten kaum mehr überlastete Strecken aus. Grössere Platzprobleme tauchen primär auf den Fernverkehrsstrecken von Yverdon nach Lausanne und von Nyon nach Genf auf. Die regionalen Verkehrsverbünde und Bahnbetriebe kommen auf andere Ergebnisse:
Einen grossen Engpass gibt es im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) laut Bundesamt bloss auf der Strecke von Winterthur nach Zürich Stettbach. Daneben werden nur kleinere oder mittlere Überlasten etwa auf den Strecken Horgen—Thalwil oder Regensdorf—Zürich Affoltern prognostiziert. Der ZVV hingegen kommt auf viele weitere Strecken mit «sehr grosser Platznot». Die Fahrzeiten liegen dort jedoch unter 15 Minuten. Beispiel: Auf der überlasteten Strecke Uster—Stadelhofen sind es 11 oder 12 Minuten.
In der Zentralschweiz erwartet der Bund nur auf der Strecke Cham—Zug einen grossen Engpass mit möglicher Überschreitung der Stehplatzkapazität. Das bedeutet: Reisende könnten gar nicht mehr einsteigen. Die Verantwortlichen der Region Zentralschweiz erwarten weitere Überlasten. Zwischen Lenzburg und Luzern prognostizieren sie 9 Züge pro Tag mit Platzproblemen, auf der Strecke Sursee—Luzern sogar deren 19.
Für die Grossregion Bern prognostiziert der Bund Engpässe auf der Strecke Thun—Bern sowohl im Fernverkehr wie auch im Regionalverkehr ab Münsingen. Platzprobleme seien auch von Kerzers nach Bern zu erwarten. Gemäss dem Bahnunternehmen RBS wird es aber trotz geplanter Ausbauten im Bahnhof Bern auf zusätzlichen Strecken sehr eng werden. Doch weil die Fahrzeiten unter 15 Minuten liegen, tauchen sie beim Bund nicht auf.
Der neue Überlast-Grenzwert führt in der Region Basel dazu, dass es gemäss Bund künftig keine Platzprobleme mehr gibt. saldo wollte von den SBB wissen, wo es in der Region Basel heute schon eng ist und künftig noch enger wird. Antwort: «Grundsätzlich geben die SBB aus Wettbewerbsgründen keine detaillierten Auslastungszahlen einzelner Linien bekannt.»