Bewegung ist besser als der Chiropraktiker
Eine neue Studie zeigt: Bei akuten Kreuzschmerzen helfen auch manipulative Therapien wie Einrenken nur wenig. Bewegung ist immer noch das beste Mittel.
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saldo 18/2017
07.11.2017
Andreas Grote
Ein leichter Ruck – dann folgt ein Knacken. Mit einer gezielten Bewegung hat der Chiropraktiker den schmerzhaften Druck gelöst, der auf den Gelenken der Wirbelsäule lastet.
Solche Manipulationstherapien am Rücken sind verbreitet. Sanfte oder schnelle Handgriffe sollen die Wirbelsäule wieder beweglich machen, Muskeln lösen und Schmerzen lindern. Auch Osteopathen und Physiotherapeuten wenden die Methode an.
Doch jetzt kommt eine Stu...
Ein leichter Ruck – dann folgt ein Knacken. Mit einer gezielten Bewegung hat der Chiropraktiker den schmerzhaften Druck gelöst, der auf den Gelenken der Wirbelsäule lastet.
Solche Manipulationstherapien am Rücken sind verbreitet. Sanfte oder schnelle Handgriffe sollen die Wirbelsäule wieder beweglich machen, Muskeln lösen und Schmerzen lindern. Auch Osteopathen und Physiotherapeuten wenden die Methode an.
Doch jetzt kommt eine Studie im US-Fachblatt «Journal of American Medical Association» zum Schluss: Die Manipulationstherapie wirkt bei akuten Rückenschmerzen nur «bescheiden». Mehr noch: Jeder zweite Patient klagte nach der Therapie über stärkere Schmerzen im Rücken oder im Kopf. Die US-Forscher des West Los Angeles Medical Centers werteten dazu 26 Studien aus. Auch die Cochrane Collaboration, ein unabhängiges Netzwerk von Forschern, kam in mehreren Studien zum Schluss: Manipulative Techniken sind nicht effektiver als andere Methoden, haben aber deutlich mehr Nebenwirkungen.
Ergotherapeutin Monica Conus von der Solothurner Praxisgemeinschaft Wirbelteam beobachtet, dass Patienten «zwar schnell ihre Bewegungsblockade verlieren können und damit aus dem gröbsten Schmerz raus» seien. Doch der Effekt halte nicht lange an. Auch Physiotherapie, Massagen oder Akupunktur zeigten in Studien keine Vorteile.
Bewegung lockert Muskeln und lindert Schmerz
Meist sind verspannte Muskeln der Grund für akute Beschwerden. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser rät, «sich zu bewegen und ja nicht zu schonen». Grund: Bewegung lockert nicht nur die Muskeln, sondern bekämpft auch Schmerzen. Präparate können die Wirkung unterstützen. Walser empfiehlt Salben mit einem Extrakt aus der Wallwurzpflanze. «Sie bekämpfen Entzündungen und Schmerzen. Und die Wirkung ist besser belegt als die von Medikamenten.»
Auch Schmerzmittel können helfen. Allerdings dämpfen sie die Schmerzen nur. Die Leitlinien der meisten Fachgesellschaften empfehlen nur Medikamente, die auch Entzündungen hemmen. Dazu gehören Ibuprofen und Naproxen. Nicht aber Paracetamol. Laut Walser hat sich der Wirkstoff in Studien «als unwirksam erwiesen».