Joaçaba ist eine Stadt im Süden Brasiliens mit rund 30 000 Einwohnern. Der Name Joaçaba, auf Deutsch Kreuzung, leitet sich von der Sprache der Tupi ab, eines der grössten Völker Brasiliens vor der Kolonialzeit. Luan Tavares (32) und Ana Baú (36) leben mit ihren zwei Töchtern – Isis (4) und die im Dezember geborene Ana Liz – am Stadtrand, in einem selbst gebauten einstöckigen Haus mit Terrasse und kleinem Garten. In ihrem Quartier leben viele wirtschaftlich schlecht gestellte Leute.
Das Haus und das Grundstück gehören Luans Eltern. Das entlastet die Familie finanziell: Sie muss für das Haus keine Miete zahlen. Luan arbeitet bei einem Softwareentwickler, Ana ist selbständige Physiotherapeutin.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 1662 Franken
- Wohnkosten pro Monat: 100 Franken für Strom und Wasser
- Kosten für die Krankenversicherung: In Brasilien ist die Gesundheitsversorgung kostenlos. Die Familie hat für monatlich 160 Franken eine zusätzliche Krankenversicherung
- Steuern pro Jahr: 3990 Franken
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Luan: Das ist unterschiedlich. Wir wünschen uns ein grösseres Haus mit separatem Büro und zwei Kinderzimmern. Im Allgemeinen sind wir aber glücklich mit dem, was wir haben.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Ana: Carretero – Reis und die Reste des Fleischs von gestern.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Luan: Mit dem Auto rund 50 Minuten.
Ana: Ich gehe oft zu Kunden nach Hause. Da beträgt der Weg schon mal zwei Stunden.
Wie kamen Sie zu Ihren Berufen?
Luan: Ich erarbeitete mir einen Namen in der regionalen Informatikbranche. Als ich bei meinem letzten Job kündigte, bekam ich noch am gleichen Tag ein neues Angebot.
Ana: Mein Vater wollte immer, dass ich eine Ausbildung zur Physiotherapeutin mache. Mein Traumjob ist aber Psychologin. Darum habe ich ein Psychologiestudium begonnen.
Wie lange arbeiten Sie pro Woche?
Luan: 44 Stunden. Ana: Das hängt davon ab, wie viele Kunden ich gerade habe.
Sparen Sie Geld?
Luan: In den letzten drei Jahren nicht. Wir hatten hohe Ausgaben für unsere Tochter und für die Vorbereitung auf das zweite Kind. Zudem kauften wir ein Auto auf Kredit. Diesen zahlten wir inzwischen zurück. Nun hoffen wir, dass wir mehr Geld zur Seite legen können.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ana: Wir gehen einmal pro Monat auswärts essen. Wir lieben zum Beispiel Sushi. Zudem kaufe ich ab und zu ein Haushaltsgerät, etwa Wasserfilter oder eine Heissluftfritteuse.
Luan: Ich kaufe jedes Jahr ein neues Bauteil für meinen Computer. Und einmal im Jahr machen wir Strandferien.
Wo spüren Sie die Inflation am meisten?
Ana: Benzin und Essen wurden sehr teuer. Das gilt auch für Babyprodukte wie Windeln oder Ersatzmilch.