Feinstaub und andere Schadstoffe in der Luft haben tödliche Folgen: Pro Jahr sterben deshalb 3000 bis 4000 Menschen vorzeitig. Laut dem Bundesamt für Umwelt sind die Ursachen Lungenkrebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
In den Städten sowie südlich der Alpen überschreitet die Feinstaubbelastung rund 20 Tage pro Jahr den maximal zulässigen Wert. An viel- befahrenen Ecken von Städten wie Bern, Luzern oder Chiasso lagen die Feinstaubwerte sogar während des ganzen Jahrs 2013 rund 30 Prozent über dem Grenzwert. Deshalb schickte das Bundesamt eine neue Luftreinhalteverordnung in die Vernehmlassung. Ziel: Der Bund will vor allem die Emissionsgrenzwerte für Gasturbinen und für stationäre Dieselmotoren senken.
Die winzigen Russpartikel im Feinstaub sind hochgradig krebserregend. Partikelfilter könnten sie aber fast vollständig abfangen. Lufthygieneexperten fordern deshalb, die Dieselmotoren konsequenter als bisher mit Partikelfiltern auszurüsten. Die Lungenliga Schweiz fordert eine Filterpflicht für alle mit Diesel betriebenen Baumaschinen.
Bisher müssen Unternehmen nur ihre PS-starken Bagger, Bulldozer oder anderes schweres Gerät entsprechend ausrüsten. Künftig sollen auch kleinere Maschinen mit einer Leistung von unter 18 Kilowatt einen Partikelfilter haben. Fabian Putzing von der Lungenliga: «Nur so können wir die Gesundheit der Arbeiter, Anwohner und Passanten schützen.»
Baumeisterverband: Aus Kostengründen gegen Filterpflicht
Viele Minibagger oder Stampfer sind Feinstaubschleudern: Laut dem Bundesamt stossen die 11 500 Minigeräte zusammen fast so viel Feinstaub aus wie die 47 500 grossen Baumaschinen zusammen, die über Partikelfilter verfügen.
Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband bezeichnet die Forderung der Lungenliga als «unverhältnismässig». Und zwar aus Kostengründen: Die Nachrüstung verursache pro Maschine Kosten, die bis zu einem Drittel des Kaufpreises ausmachten. Putzing spricht demgegenüber von einem Aufpreis für serienmässig integrierte Partikelfilter von nur wenigen tausend Franken pro Maschine.
Geht es nach dem Willen der Lufthygieneexperten, sollen auch Notstromaggregate mit Partikelfiltern ausgerüstet werden. In der Regel handelt es sich bei diesen um grosse, ältere Dieselmotoren, die in Rechenzentren, Serverparks, Einkaufszentren oder Spitälern im Notfall Strom liefern. Die Eidgenössische Kommission für Lufthygiene kam 2013 zum Schluss, dass diese Aggregate bei Testläufen «sehr grosse Mengen Dieselruss» ausstossen. Dennoch sind sie bisher von der Partikelfilterpflicht befreit, wenn sie weniger als 50 Stunden pro Jahr in Betrieb sind. Das Bundesamt hat nun einen um 80 Prozent reduzierten Grenzwert für ihre Feinstaubabgase vorgeschlagen. Das würde in den meisten Fällen Partikelfilter nötig machen.
Auch die Bauern wehren sich gegen Nachrüstung
Ob diese vorgeschlagenen Massnahmen ausreichen, um die Luftqualität zu verbessern, ist fraglich. Denn Bundesrat und Parlament schonen weiterhin grosse Feinstaubverursacher: So dürfen ältere Diesellastwagen und Traktoren heute noch ohne Partikelfilter fahren (saldo 17/13). Allein auf die Landwirtschaft entfallen fast 30 Prozent aller Feinstaubemissionen. Aber die Bauern warnten vor hohen Nachrüstungskosten für ihre Traktoren, die zu ihren Lasten gehen würden.