Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind gesundheitsschädliche Stoffe, die sich in der Umwelt kaum abbauen und sich auch im Menschen anreichern. Rund die Hälfte des Grundwassers in der Schweiz ist belastet. In einer Stichprobe von saldo und «K-Tipp» fanden sich PFAS im Trinkwasser jedes zweiten Haushalts («K-Tipp» 12/2023,saldo 12/2023).
Das Bundesamt für Umwelt nennt die Industrie, die PFAS zur Beschichtung von Pfannen und Kleidern einsetzt, sowie die Feuerwehr, in deren Löschmittel PFAS enthalten sind, als Quellen der Wasserverschmutzung. Eine Untersuchung der Umweltorganisationen PAN Europe und Générations Futures zeigt nun aber, dass PFAS in grossen Mengen auch via Landwirtschaft in die Umwelt gelangen. Demnach sind in der EU 37 PFAS in Pestiziden zugelassen, die meisten davon auch in der Schweiz. Ein Blick in die Statistik des Bundesamts für Landwirtschaft zeigt: Im Jahr 2021 spritzten die Bauern 35 Tonnen davon direkt auf die Felder. Vor 15 Jahren waren es erst 22 Tonnen.
Ländliche Gegenden stärker betroffen als Städte
Ein häufig verwendeter Unkrautvernichter ist Flufenacet. Im Boden zersetzt sich das Gift unter anderem zu Trifluoracetat, eine Form von PFAS. Die Schweizer Umweltorganisation «Ohne Gift» untersuchte 2021 Schweizer Gewässer auf Trifluoracetat. Gemäss dem Anwalt und Chemiker Hans Maurer war das Grundwasser in landwirtschaftlichen Gebieten viel stärker belastet als das Wasser in der Nähe von grösseren Ortschaften oder Industriegebieten.
Die Kantonschemiker schreiben in ihrem Bericht zu den Messungen des Grundwassers, dass bei 75 Prozent der analysierten Wasserproben «ein Einfluss der Landwirtschaft möglich ist». Das Bundesamt für Landwirtschaft und das Bundesamt für Umwelt dagegen reden das Problem von PFAS in Pestiziden klein. PFAS-Wirkstoffe würden nur 1 bis 1,5 Prozent aller eingesetzten Pestizide ausmachen. Dabei zeigen die Messwerte des Bundes, dass die Wasserproben aus Ortschaften mit viel Ackerbau wie Muri (AG), Yvorne (VD) und Niederhasli (ZH) zu jenen acht gehören, die die EU-Grenzwerte überschreiten.
Die EU prüft ein PFAS-Verbot, das im Jahr 2026 oder 2027 in Kraft treten soll. Pestizide mit PFAS sind aber explizit davon ausgenommen. Umwelttoxikologe Henner Hollert von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main (D) sagt: «PFAS müssen unbedingt auch in der Landwirtschaft verboten werden. Wenn die Böden und Gewässer mit PFAS-Mitteln belastet sind, dann sind auch früher oder später die dort produzierten Lebensmittel nicht mehr sicher geniessbar.»
Für Hans Maurer ist unverständlich, dass die Behörden untätig bleiben: «Für die meisten PFAS gäbe es Alternativen. Auch in der Landwirtschaft.»