Barzahlung: Nach Rabatt fragen lohnt sich
Egal, ob Elektronik, Schmuck oder Kleider: In einer saldo-Stichprobe erhielten Kunden, die bar statt mit Kreditkarte bezahlten, in über der Hälfte aller Läden Rabatt.
Inhalt
saldo 5/2006
15.03.2006
Letzte Aktualisierung:
17.11.2008
Marc Meschenmoser, Marc Mair-Nock
Von den Reichen lernt man bekanntlich sparen: Der Chef der Grossbank UBS, Marcel Ospel, erhielt letztes Jahr 25 Millionen Franken Lohn. Dennoch fragt der Manager in Geschäften jeweils nach einem kleinen Barzahlungsrabatt. Ospel sagte dem «Blick» Ende Januar: «Ich zahle am liebsten bar und verlange dabei oft Rabatt. Meistens kriege ich ihn.»
Erst seit 2006 dürfen Läden offiziell Rabatt bei Barzahlung geben
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Von den Reichen lernt man bekanntlich sparen: Der Chef der Grossbank UBS, Marcel Ospel, erhielt letztes Jahr 25 Millionen Franken Lohn. Dennoch fragt der Manager in Geschäften jeweils nach einem kleinen Barzahlungsrabatt. Ospel sagte dem «Blick» Ende Januar: «Ich zahle am liebsten bar und verlange dabei oft Rabatt. Meistens kriege ich ihn.»
Erst seit 2006 dürfen Läden offiziell Rabatt bei Barzahlung geben
Rabatte liegen nicht nur für Multimillionäre drin, dies zeigt eine saldo-Stichprobe Mitte Februar. Von 24 Läden in Bern, Chur, Luzern und Zürich gewährten 14 Barzah lungsrabatte. Bis Ende 2005 hatten dies die mächtigen Kreditkartenfirmen und ihre Verrechnungsstellen verhindert: Geschäfte, die günstigere Preise für Barzahler anboten, riskierten, dass bei ihnen nicht mehr mit Mastercard und Visa bezahlt werden konnte. «In krassen Fällen entzogen wir den Läden die Abrechnungsgeräte», bestätigt Bernhard Wenger, Sprecher beim Kreditkartenabrechner Telekurs. Diese vertraglich vereinbarte Praxis hat die eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) Anfang Jahr verboten.
Neu dürfen Läden auch offiziell Barzahlungsrabatte gewähren, hinter vorgehaltener Hand haben dies einige schon zuvor gemacht. Für Weko-Präsident Walter Stoffel beweist die Stichprobe, dass der Wettbewerb spielt: «Dass die Mehrheit der Läden Barzahlungsrabatte gibt, zeigt: Es lohnt sich für Konsumenten, darauf zu pochen. Das ist auch eine Chance für die Läden sich zu profilieren.»
Belohnung an Kunden statt Gebühr an das Kreditkarteninstitut
Einzig bei Kleinstbeträgen lohnt sich das Feilschen nicht: Die Eschenmoser-Verkäuferin in Bern ging bei einer Fototasche für 34 Franken nicht auf einen Handel ein, machte aber klar: «Bei teureren Artikeln lässt sich über einen Barzahlungsrabatt reden.» Dies bestätigt der Besuch bei der Zürcher Filiale des Elektronikhändlers. Auf einen Laptop Sony Vaio für 2999 Franken gab der Verkäufer diskussionslos 3 Prozent Ermässigung - das sind 90 Franken. Eine andere Lösung hatte Foto Video Zumstein in Bern. Wer dort bar bezahlt, erhält Zubehör im Wert von 5 Prozent des Kaufpreises, immerhin knapp 150 Franken.
Oft lohnt sich der Vergleich in mehreren Läden: So wollte die Fust-Filiale in Chur bei einer 1399 Franken teuren Videokamera keinen Rabatt geben. Wenige Meter entfernt gewährte das Fachgeschäft Expert Strittmatter volle 300 Franken Ermässigung, und genauso viel gab es bei einer Panasonic-Videokamera für 2199 Franken. Mit 13,6 Prozent offerierte Strittmatter den höchsten Barzahlungsrabatt in der Stichprobe. Geschäftsführer Giovanni Krättli: «Zahlen Kunden bar statt mit Kreditkarte, ist der Aufwand für uns als Geschäft geringer. Wir belohnen Leute, die bar bezahlen, lieber mit einem kleinen Rabatt, statt die 2 Prozent dem Kreditkarteninstitut als Gebühr abzuliefern.»
Gute Chancen auf Preisnachlässe gibt es nicht nur bei Elektroartikeln: In vier von fünf Läden der Juwelier- und Uhrenbranche lag ein Rabatt zwischen 5 und 10 Prozent drin. So gibts die Titoni-Armbanduhr im Luzerner Juwelia-Geschäft für Fr. 808.20 statt 898 Franken. Grosse Überzeugungskraft für einen Preisnachlass musste unser Testeinkäufer dafür nicht aufbringen.
Etwas mehr Verhandlungsgeschick müssen allenfalls Käufer von Kleidern beweisen. Drei von fünf Läden sind auf bessere Konditionen für Barzahler eingegangen. Im Intersport Chur liessen sich bei einer Skijacke gar 119 Franken einsparen. Gewisse Geschäfte behalten sich Prozente aber für Inhaber von Kundenkarten vor: So wies die Globus-Verkäuferin in Zürich auf diese Möglichkeit hin, 5 Prozent zu sparen. Bei der Sportartikelkette Athleticum bringt die Kundenkarte gar 10 Prozent Ersparnis.
Die einzige Branche, die keinen Rabatt gewährt, ist die Reisebranche. Sowohl Globetrotter in Zürich als auch Imholz Reisen in Bern winkten ab und verwiesen auf ihre bereits geschrumpften Margen. Schliesslich haben ihnen die Fluggesellschaften in den letzten zwei Jahren die Verkaufsprovisionen gestrichen. Für die Konsumenten noch schlimmer: Walter Kunz, Präsident des Schweizerischen
Reisebüroverbands, geht davon aus, dass Kreditkartenzahler künftig im Reisegeschäft einen Zuschlag bezahlen müssen. Auch dies ist erst seit Anfang Jahr erlaubt. Branchenriese Kuoni macht als Erster von der neuen Möglichkeit Gebrauch: Seit Anfang März werden Kunden, die mit Kreditkarte bezahlen, mit 20 Franken Gebühr bestraft. Kuoni-Sprecher Urs Fehr: «Die 20 Franken decken nur unseren administrativen Zusatzaufwand. Die Kreditkartenkommission wollen wir auch in Zukunft nicht auf die Kunden abwälzen.» Denn das würde zum Beispiel eine 3000 Franken teure Reise um weitere 60 Franken verteuern.
Migros, Manor und Coop: Vorerst keine Preisaufschläge
Dennoch besteht die Gefahr, dass Händler den neuen Spielraum nutzen und dem Käufer neu die Kreditkartengebühren von 2 bis 7 Prozent des Verkaufspreises verrechnen. Weko-Präsident Stoffel rät den Konsumenten, einer allfälligen Preiserhöhung mit Barzahlung auszuweichen: «Merken Sie sich den Namen des Geschäfts und sehen Sie sich anderswo um.»
Der Verband für elektronischen Zahlungsverkehr (VEZ) ruft vorderhand seine Mitglieder auf, mit solch versteckten Preiserhöhungen abzuwarten. VEZ-Präsident Pierre-André Steim: «Die Kreditkartengebühren müssen und werden weiter sinken. Deshalb sollten Händler zuerst abwarten, wie viel weniger sie selbst den Karteninstituten bezahlen müssen, bevor sie die Konsumenten stärker zur Kasse bitten.»
Grosse Anbieter wie Migros, Manor oder Coop mit der hauseigenen Elektronikkette Interdiscount sehen vorderhand von einem Preisaufschlag für Kreditkarten ab. Stellvertretend versichert Rolf Hinze, Finanzchef von Manor Schweiz: «Wir ändern unsere Praxis nicht. Wer mit Kreditkarte oder bar bezahlt, erhält die Ware zum gleichen Preis.»
So erhalten Sie Rabatt
- Einige Handelsketten wie zum Beispiel Manor verbieten ihren Verkäufern, Barzahlungsrabatte zu gewähren. Bessere Chancen, einen Preisnachlass zu erhalten, gibt es in Sport-, Uhren-, Schmuck- und Möbelgeschäften.
- Fragen Sie nicht direkt nach einem Barzahlungsrabatt. Besser ist, Sie fragen zuerst, ob die Läden Kreditkarten akzeptieren.
- Auf ein «Ja» antworten Sie in etwa: «Wenn ich bar zahle, sparen Sie 3 Prozent Kartengebühr. Geben Sie die doch lieber mir als treuem Kunden statt der Kreditkartenbank.»