Die ehemalige Bank Coop heisst seit Mai 2017 Bank Cler. Der Name kommt aus dem Rätoromanischen und bedeutet «klar» und «einfach». Grund für die Namensänderung war zum einen die Trennung von Coop: Der Detailriese verkaufte alle seine Bankanteile an die Basler Kantonalbank. Zum anderen will die Bank Cler den neuen Namen nutzen, um ein besseres Image aufzubauen. «Zeit für eine neue Bank» steht auf der Website. Und in der Werbung heisst es: «Aus der Bank Coop wird Bank Cler – für einfache und verständliche Bankgeschäfte!»
Doch hält die neue Bank tatsächlich, was sie verspricht? saldo hat sich die Produkte der Bank Cler näher angeschaut.
Das Geldinstitut hat drei Spar- und Anlagekonten im Angebot, die mit attraktiven Zinsen locken. Doch wer näher hinsieht, findet typische Lockvogelangebote:
Beispiel Sparkonto «Exclusive»: Cler wirbt bei einer Kontoeröffnung mit einem «Vorzugszins von 0,5 bis 0,6 Prozent» für ein Jahr. Das Konto bekommen Sparer aber nur, wenn sie gleichzeitig ein Bankpaket bei der Bank Cler haben - also zum Beispiel zwei Privatkonten, eine Maestro-Karte und eine Kreditkarte. Je grösser das Paket, desto höher die Zinsen. Diese Pakete kosten aber Gebühren, die den Zins reduzieren. Dazu kommt: Die Regeln für die Zinsfestlegung sind alles andere als klar. Je nach Laufzeit gibt es verschieden hohe Zinsen. So ist für den Kunden schwer zu erkennen, welchen Durchschnittszins er tatsächlich pro Jahr erhält. Das muss er sich selbst ausrechnen.
Beispiel Sparkonto «Plus»: Das Konto wird mit einem Zins von 0,4 Prozent beworben. Die Zahl gilt aber nur für das erste Jahr. Danach erhält der Kunde einen deutlich niedrigeren Zins von nur noch 0,1 Prozent jährlich. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren ergibt das nach dem heutigen Stand gerade mal 0,16 Prozent, bei zehn Jahren sind es nur noch 0,13 Prozent.
Beispiel «Sparinvest Plus»: Bei diesem Produkt müssen die Sparer mindestens 10 000 Franken auf ein Sparkonto einzahlen und die gleiche Summe in einen Anlagefonds ihrer Wahl investieren. Die Bank wirbt mit einem hohen Sparzins von 1,5 Prozent. Doch auch dieser Zins gilt nur für das erste Jahr. Danach wird das Geld in ein normales Sparkonto «Plus» überführt – mit einem Zins von aktuell nur noch 0,1 Prozent. Beim Fonds fallen zudem noch Kauf- und jährliche Depotkosten von bis zu 0,3 Prozent an. Das reduziert die vermeintlich attraktiven Zinsen.
Fazit: Die Produkte sind alles andere als einfach und klar. Die Bank selbst sieht das allerdings anders. Sie erklärt gegenüber saldo, ihre Kunden seien zufrieden.
Hohe Zinsen: Vorsicht geboten
Werben Banken mit besonders hohen Zinsen auf Sparkonten, sollten Sparer genau hinschauen. Oft handelt es sich um Lockvogelangebote. Der überdurchschnittlich hohe Zins gilt meist nur fürs erste Jahr. Danach bekommt man den üblichen mageren Satz. Zudem gelten oft lange Kündigungsfristen von sechs oder zwölf Monaten.