Bahnreisen: In der Schweiz markant teurer als im Ausland
Zugreisende in der Schweiz zahlen für gleich lange Strecken massiv mehr als Passagiere in den Nachbarländern. Doch es gibt Sparmöglichkeiten.
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saldo 13/2023
29.08.2023
Christian Gurtner
Die SBB werden im Dezember die Billette verteuern («K-Tipp» 11/2023). Dabei ist das Bahnfahren in der Schweiz schon heute viel teurer als im Ausland. Das zeigt ein Vergleich von Billetten ohne Ermässigung für lange, mittlere und kurze Strecken in der Schweiz und in den Nachbarländern (ohne Spartickets):
Die SBB werden im Dezember die Billette verteuern («K-Tipp» 11/2023). Dabei ist das Bahnfahren in der Schweiz schon heute viel teurer als im Ausland. Das zeigt ein Vergleich von Billetten ohne Ermässigung für lange, mittlere und kurze Strecken in der Schweiz und in den Nachbarländern (ohne Spartickets):
- Alle Billetttypen sind in der Schweiz markant teurer als die vergleichbaren Billette in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien.
- Besonders teuer ist in der Schweiz das Reisen auf kürzeren Strecken: Ein Retourbillett Bern–Thun etwa kostet Fr. 36.80. In Italien muss man retour für die ungefähr gleich lange Strecke Como–Monza nur Fr. 7.30 bezahlen. Das SBB-Billett ist also fünf Mal so teuer wie das Trenitalia-Ticket. Im Vergleich zu Deutschland ist das SBB-Ticket dreimal so teuer.
- Billette für lange, mittlere und kurze Strecken sind in der Schweiz insgesamt mehr als doppelt so teuer wie in Italien. Verglichen mit Deutschland, Frankreich und Österreich sind die Billette in der Schweiz 54 bis 87 Prozent teurer.
- Viele Schweizer Zugreisende besitzen ein GA oder Halbtax-Abo. Dies eingerechnet, zahlen sie durchschnittlich 26 Rappen pro gefahrenen Kilometer. Das ist fast doppelt so viel wie in allen übrigen Ländern Europas, wo man durchschnittlich weniger als 14 Rappen zahlt. Diese Angaben stammen von der Kommission der Europäischen Union. Demnach ist Zugfahren in allen europäischen Ländern günstiger als in der Schweiz. In 15 von 27 Ländern kostet Zugfahren sogar weniger als halb so viel wie in der Schweiz.
- Die SBB werben oft mit dem Preisvorteil eines Generalabonnements. Aber: In Österreich wurde das GA als Massnahme zur Förderung des öffentlichen Verkehrs von der Regierung massiv vergünstigt. Das Generalabonnement heisst dort «Klimaticket» und kostet lediglich 1051 Franken. In der Schweiz kostet ein GA 2. Klasse heute 3860 Franken, ab Dezember sogar 3995 Franken.
SBB-Sparbillette haben auch Nachteile
Die Schweizer Billettpreise legt der Branchenverband Alliance Swisspass fest. Er schreibt saldo, der öffentliche Verkehr in der Schweiz habe eine «hervorragende Qualität». Das sei für die Passagiere wichtiger als der Preis, denn «der Einfluss des Preises auf die Wahl der Verkehrsmittel» sei gering.
Tipp: Wer günstiger Bahn fahren will, kann allenfalls Sparbillette kaufen. Diese gibts aber nur für ausgewählte Züge und nur im Internet auf SBB.ch und in der SBB-App – also nicht an Bahnschaltern und an Billettautomaten. Ein weiterer Nachteil: Wer ein Sparbillett wählt, legt sich auf eine Verbindung fest. Man kann also den Zug nicht mehr frei wählen.
Wer oft die gleiche Strecke fährt, kann auch eine Mehrfahrtenkarte kaufen. Mit dieser fährt man in einigen Verkehrsverbünden wie Libero (Bern) und Ostwind (Ostschweiz) günstiger. Bei den SBB-Mehrfahrtenkarten jedoch gibt es keinen Preisvorteil. Bis Ende Jahr bieten einige Gemeinden auf Tageskarte-gemeinde.ch noch vergünstigte Tageskarten an.