Die SBB-Preise steigen und steigen: Von 1990 bis 2013 verteuerten sich Einzelbillette gemäss Index des Verbands öffentlicher Verkehr (VÖV) um 55,1 Prozent. Für ein Generalabo (GA) der 2. Klasse müssen Fahrgäste 65,1 Prozent mehr hinblättern, für die 1. Klasse sogar 84,1 Prozent. Zum Vergleich: Die Teuerung in der Schweiz betrug in dieser Zeit 31,2 Prozent. Das zeigt der Landesindex für Konsumentenpreise. Der Preisanstieg fürs Bahnfahren liegt also weit über der allgemeinen Teuerung.
Die Betriebskosten für ein Durchschnittsauto haben sich seit 1990 nur um rund 30 Prozent erhöht – also im Rahmen der allgemeinen Teuerung. Diese Entwicklung hat auch Preisüberwacher Stefan Meierhans in einer Studie nachgezeichnet. Sein Fazit: «Aus finanzieller Sicht hat der Schienenverkehr gegenüber dem Strassenverkehr seit 1990 klar an Boden und somit an Attraktivität verloren.»
Bahn: Sitzplätze oft nur noch in der 1. Klasse garantiert
Wie viel teurer ist ein Auto im Vergleich zum ÖV? saldo hat die Betriebskosten eines Dacia Sandero mit den Kosten für ein GA 1. Klasse verglichen. Weshalb 1. Klasse? Weil heute nur noch dort ein Sitzplatz mehr oder weniger garantiert ist. Zudem geniesst man in der 1. Klasse mehr Beinfreiheit, Komfort und Ruhe. Das sind Merkmale, die auch für ein einfaches Auto mit verstellbaren Sitzen zutreffen.
Der Dacia Sandero kostet 8900 Franken und ist – laut Werbung – «der günstigste Neuwagen der Schweiz». Das Kleinfahrzeug besitzt einen 1,2-Liter-Benzinmotor mit 75 PS, 4 Türen und einen Innenraum, der an Modelle höherer Fahrzeugklassen heranreicht.
Ausgehend von 15 000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr berechnete der TCS für dieses Auto die jährlichen Vollkosten (10 Prozent Abschreibung, Versicherungen, Steuern, Treibstoffverbrauch, Garagekosten und Reparaturen nach Schweizer Durchschnittswerten). Insgesamt resultieren Jahreskosten von 6580 Franken. Das ergibt einen Kilometerpreis von 44 Rappen.
Ein GA 1. Klasse kostet zurzeit 5800 Franken pro Jahr. Es ist also nur 780 Franken günstiger als der Dacia Sandero. Beim GA zahlt man eine Pauschale, unabhängig von den gefahrenen Kilometern. Unter Annahme von ebenfalls 15 000 Kilometern resultiert fürs GA 1. Klasse ein Preis von 39 Rappen pro Kilometer – 5 Rappen weniger als beim Dacia.
Bei mehreren Personen im Auto verringern sich die Kosten zusätzlich
Sitzen im Günstigauto stets zwei Personen, verändern sich die jährlichen Kosten – abgesehen von einem wenig höheren Benzinverbrauch – praktisch nicht. Preislich kann es der Dacia dann fast mit einem GA 2. Klasse plus zusätzlichem Partner-GA aufnehmen: Die beiden GAs zusammen kosten 6040 Franken (3550 plus 2490 Franken) – nur 540 Franken weniger als das Auto.
Ohne Zweifel ist es ökologischer, die Bahn zu benutzen, statt im Auto zu fahren. Aus finanzieller Sicht müssten sich Bahnfahrer aber langsam fragen, ob sie nicht aufs Auto umsteigen wollen.
Ist das GA also zu teuer? Nein, sagen SBB und VÖV. Das GA sei ein «Erfolgsprodukt», dessen Absatz weiter ansteige. Und dank besserem Fahrplanangebot und modernerem Rollmaterial nehme die Attraktivität des Schienenverkehrs gegenüber dem Auto zu. Das Ja zur Vorlage zu Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur (Fabi) werten SBB und VÖV als Beleg dafür, dass die Bevölkerung den ÖV sehr schätzt.
Allerdings dürfte Fabi dafür sorgen, dass sich die Preisdifferenz zwischen Auto und GA noch weiter verringert. Bundesrätin Doris Leuthard hat angekündigt, dass die Zusatzkosten für Fabi zu einem Teil auf die Bahnbenutzer überwälzt werden.
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15'000km/Jahr?
Der Vergleich hinkt. Mit dem GA könnte ich jeden Tag von Genf nach St. Gallen und zurück fahren für immer den gleichen Preis. Mit diesem Vergleich von 15'000km pro Jahr (wer würde für solche wenigen Distanzen ein GA kaufen?) wäre ich in meiner Mobilität doch sehr eingeschränkt. Sehr schlechter Vergleich....