Ein neuer Kotflügel für einen sechs Jahre alten Opel Astra kostet beim Markenhändler Fr. 232.10. Vor fünf Jahren musste man für das gleiche Originalersatzteil 178 Franken bezahlen – 30 Prozent weniger. Auch ein Scheinwerfer wurde in dieser Zeit 13 Prozent teurer. Beim Kotflügel und Scheinwerfer für einen Golf VI beträgt der Aufschlag 10 Prozent.
In Europa verteuerten sich die Autoersatzteile der Karosserie seit 2013 im Durchschnitt um fast 30 Prozent. Das zeigen Statistiken des Europäischen Versicherungsverbandes. Für die Schweiz gibt es keine Zahlen. Gemäss den Autoversicherern Axa und Zurich sind die Preise aber ebenfalls gestiegen.
Verantwortlich dafür sind gemäss Stephan Jäggi vom Verband freier Autohändler vor allem die grossen Generalimporteure. Sie importieren nicht nur Markenautos, sondern auch Originalersatzteile. Über Verträge kontrollieren sie die Markengaragen, die nur Originalersatzteile verwenden dürfen. Die grössten Importeure sind die Amag AG mit VW, Seat oder Skoda. Sowie die Emil Frey AG mit Subaru, Jaguar, Suzuki oder Land Rover.
Bei Occasionsersatzteilen verfällt die Werksgarantie
Besitzern von jüngeren Autos bleibt meist nichts anderes übrig, als bei einer Reparatur teure Originalersatzteile einbauen zu lassen. Denn beim Verwenden von Gebraucht- oder Nachbauteilen verfällt die Werksgarantie. Die Preise der Originalteile hängen von der Marke und dem Modell ab. Beispiele: Ein Scheinwerfer für einen Golf VI kostet beim Markenhändler Fr. 358.60, für einen Renault Espace V sind es 1370 Franken und für den Audi Q7 3958 Franken.
Riesige Preisunterschiede gibt es auch bei Ersatzteilen, die in verschiedenen Modellen zum Einsatz kommen. Beispiel: Der Antennenfuss in einem Toyota Yaris und in einem Peugeot 107 sind laut einem Garagisten aus dem Kanton Baselland gleich. Bei Toyota koste er rund 120 Franken, bei Peugeot etwa 50 Franken.
Kunden zahlen für die gleichen Originalersatzteile in der Schweiz im Durchschnitt 23 Prozent mehr als in Deutschland. Das zeigt ein Preisvergleich bei Kotflügeln und Scheinwerfern von VW Golf VI, Opel Astra, Seat Leon und Audi Q7 E-tron. Am grössten ist die Preisdifferenz bei einem Scheinwerfer für einen Opel Astra.
In der Schweiz zahlt ein Kunde in der Markengarage Fr. 579.40, in Deutschland rund 374 Franken, 205 Franken oder 35 Prozent weniger.
Für Schweizer kann es sich lohnen, das Auto ennet der Grenze reparieren zu lassen. Das zeigt ein Preisvergleich des «K-Tipp». Offerten bei 15 Garagen ergaben: Unter den sechs günstigsten Anbietern waren drei deutsche Garagen – auch dank günstigerer Ersatzteile («K-Tipp» 5/2019).
Tipp: Geprüfte gebrauchte Originalteile kaufen
Kurt Egli vom Verkehrsclub der Schweiz rät Autobesitzern mit abgelaufener Werksgarantie, nach Gebraucht- oder Nachbauteilen zu fragen. Qualitätsunterschiede spielten bei älteren Autos eine untergeordnete Rolle. Unter anderem verkaufen 15 Mitglieder der Vereinigung der offiziellen Autosammelstellenhalter geprüfte gebrauchte Originalteile (www.vasso.ch). Eine Stichprobe zeigt: Die Occasionsteile kosten einen Drittel bis zur Hälfte des Preises der Originalteile.
«Originalqualität» lohnt sich vor allem für die Garagisten
Wer sein Auto in einer freien Garage reparieren lässt, kann Originalteile links liegen lassen. Nicht markengebundene Grosshändler wie Derendinger in Dietlikon ZH oder Hostettler in Sursee LU beliefern Garagisten mit Ersatzteilen in «Originalqualität». Laut Marcel Stocker von der Firma Hostettler sind diese «qualitativ gleichwertig wie die Originale». Sie stammten meist aus den gleichen Produktionslinien.
Früher waren Ersatzteile in Originalqualität im Durchschnitt 10 bis 20 Prozent billiger als die Originale (saldo 1/2007). Heute kostet etwa ein entsprechender Scheinwerfer für einen Opel Astra bei Hostettler genau gleich viel wie das Original: Fr. 579.40. Marcel Stocker sagt: «Wir lehnen uns an die Originalpreise an.» Auch Erhard Luginbühl vom Branchenverband Swiss Automotive Aftermarket räumt ein, dass «unsere Mitglieder meist nicht billiger sind als die Originalersatzteil-Händler». Die Garagen erhalten aber häufig Rabatte auf diese Teile: Preisabschläge von 20 Prozent sind laut Garagisten üblich. Im Einzelfall können es laut Hostettler AG bis zu 50 Prozent sein. Zum Vergleich: Die Amag AG gewährt einem Winterthurer Carosseriebetrieb auf Originalersatzteile nur 5 bis 10 Prozent Rabatt.
Rabatte kommen bei den Konsumenten meist nicht an. saldo liegen mehrere Rechnungen von freien und von Markengaragen vor. Auf keiner erhielt der Autobesitzer Rabatt.