Ausstellung: Schöngefärbtes Bauernleben
Das Verkehrshaus Luzern zeigt eine Ausstellung über die Landwirtschaft – finanziert vom Agrarkonzern Fenaco. Heikle Themen wie der Einsatz von Pestiziden werden unter den Tisch gekehrt.
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saldo 12/2023
27.06.2023
Markus Fehlmann
Ein Holzstall steht unübersehbar im Innenhof des Verkehrshauses in Luzern. Er lockt die Besucher zur Ausstellung «Von Heugabeln und Drohnen: Landwirtschaft heute».
Dahinter steckt der Berner Agrarkonzern Fenaco. Dessen Gewinn belief sich im vergangenen Jahr auf 138 Millionen Franken. Die Fenaco hat laut eigenen Angaben 153 Mitglieder, darunter vor allem die Landi-Genossenschaften.
«Diese Ausstellung schenken wir der Öffentlichkeit...
Ein Holzstall steht unübersehbar im Innenhof des Verkehrshauses in Luzern. Er lockt die Besucher zur Ausstellung «Von Heugabeln und Drohnen: Landwirtschaft heute».
Dahinter steckt der Berner Agrarkonzern Fenaco. Dessen Gewinn belief sich im vergangenen Jahr auf 138 Millionen Franken. Die Fenaco hat laut eigenen Angaben 153 Mitglieder, darunter vor allem die Landi-Genossenschaften.
«Diese Ausstellung schenken wir der Öffentlichkeit zu unserem 30-Jahr-Jubiläum», sagte Fenaco-Chef Martin Keller Anfang Juni. Ein Besuch vor Ort zeigt: Die Ausstellung im meistbesuchten Museum der Schweiz ist vor allem ein Geschenk an die Fenaco. Deren eigene Firmen werden ins beste Licht gerückt. So wird etwa der Weg eines Apfels zum Süssmost aufgezeigt – Verarbeiterin ist die Fenaco-Tochter Ramseier in Sursee LU. Der zu Mehl verarbeitete Weizen landet als Brot bei Volg, der ebenfalls der Fenaco gehört.
Heikle Themen kehrt die Ausstellung unter den Tisch. So vermittelt eine «Pflanzenschutzpyramide» den Eindruck, dass die chemische Bekämpfung von Schädlingen nur einen ganz kleinen Teil des Pflanzenschutzes ausmacht. Tatsache aber ist: Die Bauern bringen laut dem Bundesamt für Landwirtschaft jährlich 2000 Tonnen teils giftige Pestizide auf die Felder und verseuchen so Böden und Gewässer.
Drei von vier Lebensmittelproben mit Pestiziden belastet
Das Gift landet auch in Lebensmitteln, wie Tests von saldo und «K-Tipp» mehrfach nachwiesen. So zeigte etwa eine Auswertung von 20 Lebensmitteltests im letzten Jahr: Drei Viertel der 328 Proben waren mit Pestiziden belastet. Von dieser Problematik erfährt man im Verkehrshaus nichts.
Die Besucher lernen auch, dass Rindfleisch «hochwertige Nährstoffe» enthalte. Nicht erwähnt wird, dass allein im Jahr 2021 rund 18 Tonnen Antibiotika in der Rinderzucht eingesetzt wurden. Mögliche Folge: Resistente Krankheitserreger, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken.
Fenaco lässt sich die Werbung im Verkehrshaus zwei Millionen Franken kosten. Das Verkehrshaus will nichts von einer Marketingaktion wissen: «Wir haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da wir uns auf eine spielerische Vermittlung insbesondere an Kinder fokussieren.» Mit anderen Worten: Die nächste Generation Fenaco-Kunden soll nicht mit unliebsamen Fakten vergrault werden.