Der Schweizer Anton Pichler (Name geändert) lebt seit Ende 2012 in Thailand. Der Frühpensionär fühlt sich dort wohl. Doch nun ist die Stimmung getrübt. Der Schweizer hat Schwierigkeiten in seiner Heimat. Pichler besitzt bei der UBS in Olten ein Kontokorrent mit dem Erlös aus seinen 3a-Konten – rund 84 000 Franken. Von diesem Konto aus überwies ihm die Bank regelmässig Geld auf sein Konto bei einer thailändischen Bank. Doch aus heiterem Himmel und ohne konkrete Begründung kündigte die UBS im Oktober das Bankkonto.
Pensionär Pichler sucht deshalb dringend eine Bank in der Schweiz, auf die er sein Geld überweisen könnte. Doch das ist heute nicht mehr leicht. Die Banken bieten zwar Privat- und Sparkonten grundsätzlich auch für Kunden mit Wohnsitz im Ausland an, egal ob Auslandschweizer oder Ausländer. Wer ins Ausland zieht, kann also normalerweise seine Bankverbindung in der Schweiz behalten oder ein Bankkonto eröffnen.
Banken führen schwarze Listen mit unliebsamen Staaten
Der Teufel steckt aber im Detail: Nicht alle Länder sind erwünscht. Das ergibt eine Stichprobe von saldo. So akzeptiert die Zürcher Kantonalbank keine Kunden mehr mit Domizil USA. Gleiches gilt für die Baloise Bank. Die Bank Coop nimmt zwar keine Neukunden, die in den USA leben. Doch bisherige Kunden, die dorthin auswandern, dürfen – im Ausnahmefall – ihr Konto behalten.
Viele Banken schliessen die Konten für Schweizer, die ihren Wohnsitz in ein Land verlegen, das bei ihnen auf einer schwarzen Liste steht. Darauf stehen unter anderem Staaten wie Syrien, Libyen oder Nordkorea, gegen die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Sanktionen verhängt hat. Brigitte Haide, Mediensprecherin der Bank Coop, sagt klar: «Beim Wegzug in ein solches Land muss die Bankbeziehung aufgelöst werden.» Banken mit regionaler Verbreitung beschränken sich zumindest bei Neukunden auf Personen mit Wohnsitz in den Nachbarstaaten. So etwa die Basellandschaftliche Kantonalbank auf Deutschland und Frankreich und die Thurgauer Kantonalbank auf Deutschland und Österreich.
Anton Pichler reiste aus Thailand in die Schweiz, um eine neue Bank zu finden. Denn eine Kontoeröffnung geht auch für Auslandkunden bei fast allen Banken nur bei persönlicher Vorsprache am Schalter. Pichler hatte bei den ersten drei Banken, bei denen er anklopfte, Pech: Die Bank Coop und die Aargauische Kantonalbank führen Thailand auf der schwarzen Liste. Und auch die Baloise nimmt nur Kunden, die aus Nachbarländern kommen.
Keine Probleme mit Auslandschweizern aus Thailand hat die Postfinance. Sie führt Privat-, Spar- und Vorsorgekonten bei Wegzug ins Ausland weiter. Auch für Neukunden ist man offen. «Die Kunden müssen aber schriftlich bestätigen, dass ihre Konten bei den in- und ausländischen Steuerbehörden korrekt deklariert sind», erklärt Sprecher Johannes Möri.
Ausnahmen bei Vermögen von mehr als 250 000 Franken
Auch die Migros-Bank hat keine Länderbeschränkung. Doch sie legt die Hürde für Auslandschweizer hoch und verlangt bei Domizilen ausserhalb der EU und den USA in der Regel ein Mindestvermögen von 250 000 Franken. Credit Suisse und Basler Kantonalbank akzeptieren Auslandschweizer aus Thailand ebenfalls. Die Berner Kantonalbank verlangt unter anderem regelmässige Aufenthalte in der Schweiz.