Während der kalten Jahreszeit machen Viren und Bakterien nicht nur der Nase und den Atemwegen zu schaffen – auch die Augen sind gefährdet. Empfindlich reagiert besonders die Bindehaut, die äusserste Schicht des Auges. Betroffene haben oft rote Augen, diese jucken und schmerzen, zudem geben sie Sekrete ab.
Verklebte Augen heilen meistens schnell aus
Meist ist die Entzündung harmlos, wie Thomas Rosemann vom Institut für Hausarztmedizin an der Universität Zürich sagt. Wenn die Ursache Bakterien sind – und das ist im Winter und bei Kindern meist der Fall – heilt die Entzündung fast immer von selbst ab. Zu diesem Schluss kommen auch Fachleute der deutschen Zeitschrift «Gute Pillen – Schlechte Pillen». Sie trugen in einer Übersichtsarbeit zusammen, was gegen verklebte Augen hilft.
Bakterien infizieren das Auge so, dass es ein schleimig-eitriges Sekret absondert. Meist ist zuerst nur ein Auge betroffen. Betroffene wachen am Morgen mit einem verklebten Auge auf. Antibiotika lassen zwar die Entzündungen etwa einen halben Tag früher abklingen. In der Regel aber heilen die Augen innert von fünf Tagen auch ohne Antibiotika ab. Die deutschen Experten raten von Antibiotika ab. Die Bakterien werden mit der Zeit resistent. Auch der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt: «Ich gebe fast nie Antibiotika und fahre gut dabei.»
Nur wenn der Patient Kontaktlinsen trägt oder Medikamente wie Kortison einnimmt, sollte der Arzt sofort Antibiotika verschreiben. Es besteht dann nämlich ein erhöhtes Risiko, dass die Bakterien weiteren Schaden anrichten. Bei sehr starkem Sekret oder wenn man schlechter sieht, sollte man zum Augenarzt gehen.
Auch Viren können eine Bindehautentzündung auslösen. Das Sekret ist dann eher wässrig-durchsichtig. Die Augen können zudem jucken. Betroffene bekommen geschwollene Lymphknoten und fühlen sich unwohl wie bei einer Grippe. Antibiotische Augentropfen helfen gegen Viren nicht. Doch auch hier sagen die Fachleute von «Gute Pillen – Schlechte Pillen»: «Die Entzündung heilt auch ohne sie ab.»
Eher selten sind Herpes-Viren die Ursache. In diesem Fall ist meist nur ein Auge entzündet. Es bilden sich kleine Bläschen und das Auge juckt und brennt. In diesem Fall sollte gleich ein Augenarzt aufgesucht werden. «Es kann zu langfristigen Schäden kommen, wenn sich Hornhaut und Netzhaut dadurch entzünden», schreibt das Fachblatt.
«Die Hände immer gründlich waschen»
Um die Selbstheilung zu unterstützen, sollte der Patient das Sekret morgens mit Wasser oder Fencheltee und Einmal-Wattepads entfernen. Christoph Tappeiner, Augenarzt am Inselspital in Bern, rät: «Auch künstliche Tränenersatzmittel können die Symptome mildern.» Sie spülen die Erreger schneller aus dem Auge (siehe Tippkasten). «Wichtig ist, die Hände immer gründlich zu reinigen und das Auge selbst nicht zu berühren, um die Infektion nicht zu verschleppen.»
Tipps
- Waschen Sie die Augen regelmässig mit warmem Wasser aus, allenfalls mit einer Salzlösung aus der Apotheke.
- Eine Alternative ist warmer Schwarztee: Er enthält desinfizierende Gerbstoffe.
- Verzichten Sie auf Kamille: Sie schadet den Augen.
- Auch rezeptfreie Augentropfen, die desinfizieren, oder künstliche Tränen spülen den Erreger heraus.
- Berühren Sie mit den Händen nicht die Augen.
- Waschen Sie regelmässig die Hände.
- Meiden Sie Handtücher, damit Sie die Erreger nicht verbreiten.
- Bessern die Beschwerden nach drei Tagen nicht, gehen Sie zum Arzt.