Reedereien stellen Kreuzfahrten zum Teil wie einen Besuch im Schlaraffenland dar: Lange Listen von Inklusivleistungen erwecken den Eindruck, dass es auf den Schiffen endlos Spass, Speis und Trank gebe. Aber von wegen «all-inclusive»: An Bord müssen Passagiere je nachdem ordentlich draufzahlen. Im Internet ausgetauschte Erfahrungen der Passagiere zeigen: Der Ärger über versteckte Zusatzkosten ist gross.
Auch eine saldo-Leserin aus dem Kanton St. Gallen machte im Sommer auf einer Norwegenkreuzfahrt schlechte Erfahrungen: «Jeder Kaffee, jeder Drink zwischen den Mahlzeiten kostete extra.» Für den Service habe die Reederei MSC täglich zehn Euro pro Person auf die Bordrechnung geschlagen. Auf ihrer Website wirbt sie aber damit, «Service an Bord» sei inklusive.
Essen im Bordrestaurant inbegriffen, im Steakhouse nicht
Das Problem: Viele Reisebüros und Reedereien sind bei der Beschreibung von Inklusivleistungen ungenau. Das zeigt das Beispiel einer siebentägigen Karibikkreuzfahrt mit der «Carnival Conquest». Bei Hotelplan und der Vermittlungsplattform Cruisecenter.ch heisst es, «Vollpension an Bord» sei inklusive. Aber: Inklusive ist nur das Essen in einem Teil der Restaurants. Wer etwa im schiffseigenen Steakhouse essen will, zahlt einen Aufpreis.
Zum Thema Getränke heisst es bei Hotelplan knapp: «Ausgewählte Getränke im Buffet-Restaurant inklusive». Um welche es sich handelt, wird daraus nicht klar. Andere Reiseveranstalter wie Kuoni und die Vermittlungsplattform E-hoi.ch sowie die Reederei selbst werden jedoch genauer. Sie sagen, welche Getränke eingeschlossen sind. Dazu liefert E-hoi.ch eine hilfreiche Liste mit «Preisen an Bord».
Extrakosten hinter spitzfindigen Formulierungen versteckt
Regelmässig beschweren sich Passagiere auch über obligatorische Trinkgelder, die ihnen automatisch auf die Rechnung gesetzt werden. Bei der Karibikkreuzfahrt mit der «Carnival Conquest» belastet die Reederei den Gästen in Standardkabinen pro Tag 12 US-Dollar (rund Fr. 11.50) Trinkgeld. Bei Cruisecenter.ch ist aber nur allgemein von Trinkgeldern an Bord die Rede, die noch dazukommen.
Die beiden Reisebüros Hotelplan und Kuoni verschweigen: Auf die Preise für Getränke, die nicht im Inklusivangebot enthalten sind, schlägt die Reederei noch einmal 15 Prozent Servicegebühr drauf.
MSC schreibt saldo, «Service an Bord» und «Service-Entgelt» seien nicht das Gleiche. Der «Service an Bord» sei im Kreuzfahrtenpreis enthalten, nicht aber das «Service-Entgelt». Damit sei das Trinkgeld gemeint. Wer mit dem Pauschalbetrag von 10 Euro täglich nicht einverstanden sei, könne ihn «anpassen».
Hotelplan sagt, wer im Internet eine Kreuzfahrt buche, sei «kreuzfahrterfahren». Deshalb publiziere man dort nicht alle Informationen. Im Katalog hingegen seien die Extrakosten ausführlich beschrieben.
So vermeiden Sie böse Überraschungen
Vor der Buchung nachfragen: Fragen Sie in Ihrem Reisebüro nach den Zusatzkosten, wenn sie aus den Beschreibungen des Arrangements nicht klar werden.
Trinkgeldregelung beachten: Informieren Sie sich darüber, wie Reedereien die Serviceentgelte handhaben. Ob sie etwa täglich pauschale Trinkgelder berechnen.
Landausflüge genau anschauen: Klären Sie vor der Buchung, was ein Landausflug zusätzlich kostet. Möglicherweise ist ein Ausflug auf eigene Faust mit dem Taxi die bessere und günstigere Alternative.
Vorsicht beim Internetangebot: Informieren Sie sich über die Kosten für Internet und Handy auf dem Schiff. Auf dem Meer gibt es kein Mobilnetz. Die Verbindungen laufen dort über Satelliten. Telefonieren und Surfen ist deshalb teuer. Die Internet-Datenpakete der Reedereien sind manchmal günstiger als die Tarife der Mobilfunkanbieter («K-Tipp» 11/2017).