Für ihr politisches System erntet die Schweiz nicht selten neidvolle Blicke aus Deutschland oder Österreich. Doch die direkte Demokratie hat auch Schattenseiten. Der Basler Filmemacher Thomas Isler stellt mit «Die Demokratie ist los!»  das politische System der Schweiz zwar nicht grundsätzlich in Frage. Er legt den Finger aber auf aktuelle Entwicklungen, die dem Sinn der direkten Demokratie zuwiderlaufen.  Volksinitiativen, ursprünglich ein Instrument für Organisationen und Bürger, die nicht in den Räten vertreten waren,  seien heute immer häufiger ein Mittel der Parteien, um Themen zu lancieren und Wahlkampf zu betreiben. 

Thomas Isler begleitet Unterschriftensammler auf der Strasse und befragt Politiker im Bundeshaus. Er ist dabei, wenn das Parlament über Kampfjets, Minarette und Masseneinwanderung berät, und schaut SVP-Politikern beim Einreichen der Unterschriftenbögen zur Durchsetzungsinitiative zu. 

Dabei werden die Grenzen des Systems deutlich: Was geschieht, wenn das Volk über etwas entscheidet, was die Verfassung gar nicht erlaubt? Etwa die Diskriminierung ­einer Bevölkerungsgruppe?

Fazit des Films: Jede Macht in einem Staat muss kontrolliert werden – auch das Stimmvolk. Sei es durch die Verfassung, durch Gerichte oder durch eine Opposition. Wenn jedoch in einer direkten Demokratie das Volk – angestachelt durch Parteien – vollumfängliche Macht erhält, wird es ge­fährlich. Statt Demokratie entstünde eine Diktatur der Mehrheit. Meinungen der Minderheit würden ignoriert.

Der Film punktet mit ­einer verständlichen Sprache und motiviert dazu, sich mit dem politischen System der Schweiz auseinanderzusetzen. Erhältlich auf DVD.    

«Die Demokratie ist los!» Ein Film von Thomas Isler. Schweiz 2014, 87 min. Cineworks 2016.