Beutel auf, heisses Wasser drüber – und fertig. In der Schweiz werden pro Jahr rund 10 Millionen Portionen Instantnudeln gegessen. Doch was steckt eigentlich in den beliebten Fertigmahlzeiten?
saldo hat zwölf Asia-Fertignudeln von einem spezialisierten Lebensmittellabor untersuchen lassen – acht Produkte mit Huhngeschmack und vier Varianten für Vegetarier. Resultat: Die meisten Produkte enthalten ungesunde Fettschadstoffe, viel Geschmacksverstärker und Fett sowie teilweise grosse Mengen Salz.
Wer zum Beispiel 100 Gramm Huhnfertignudeln der Marke «Mama» isst, nimmt gut 25 Gramm Fett zu sich. Zum Vergleich: Eine Tiefkühlpizza enthält pro 100 Gramm nur rund 12 Gramm Fett. Bei Fertigrösti sind es 5 Gramm.
Besonders ungesund sind die im Fett enthaltenen Schadstoffe 3-MCPD und die Glycidylester, die im Körper zu Glycidol umgewandelt werden (siehe Box «So wurde getestet» auf der nächsten Seite). Fettschadstoffe entstehen während der industriellen Verarbeitung von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen. Kinder, Jugendliche und Frauen sollten stark belastete Instantnudeln nicht oder nur selten essen.
3-MCPD zeigten in Tierversuchen eine organschädigende und krebserregende Wirkung. Glycidylester setzen im Magen-Darm-Trakt nach heutigem Erkenntnisstand krebserregendes und erbgutschädigendes Glycidol frei.
In der Hälfte der Produkte hat es viele Fettschadstoffe
Die höchsten Konzentrationen dieser Fettschadstoffe wurden europaweit in Palmöl und Palmfett gemessen. Fertignudeln enthalten viel Palmöl. Deshalb verwundert es nicht, dass in fast der Hälfte der Produkte hohe Gehalte an Fettschadstoffen gefunden wurden. saldo berechnete die tolerierbare Aufnahmemenge pro Tag für eine 60 Kilogramm schwere Person. Dieser Wert war Basis für die Testnote.
Positiv: In den beiden sehr gut bewerteten Instantnudeln von Aldi fand das Labor keine Schadstoffe, wenig Fett und nur 1 Gramm Glutamat pro 100 Gramm. Glutamat sorgt für einen würzigen Geschmack. Es kann sowohl aus natürlichen Zutaten wie Sojasauce, Tomaten oder Käse stammen oder künstlich hinzugefügt werden.
Glutamat wird in der asiatischen Küche oft eingesetzt. Bei sensiblen Personen kann es Kopfschmerzen oder Hautausschläge auslösen. Es gibt auch Hinweise, dass der Stoff Hungergefühle hervorruft und dick macht. Die zugelassene Höchstmenge an zugefügtem Glutamat beträgt in der Schweiz 10 Gramm pro Kilo. Die «Mamee Oriental Noodles» enthielten deutlich mehr Glutamat. Das Produkt wurde deshalb in diesem Punkt ungenügend bewertet. Im Durchschnitt enthielten die Produkte 5 Gramm Glutaminsäure auf 100 Gramm.
Die meisten Hersteller äussern sich nicht zu den Testergebnissen. Aldi schreibt, dass sich die Laborergebnisse von saldo mit eigenen Messungen decken. Die schlechten Resultate der Degustation seien aber nicht nachvollziehbar. Denn beide Produkte seien bei der Kundschaft sehr beliebt. Trotzdem werde die Rezeptur mit dem Lieferanten überprüft. Globus weist darauf hin, dass es keine gesetzlichen Höchstwerte für Fettschadstoffe gibt. Die Nudeln «Mama» seien nach dem schweizerischen Lebensmittelrecht geprüft. Dennoch bespreche man mit dem Lieferanten allfällige Anpassungen.
«Mamee»-Importeur will Qualität verbessern
Der Schweizer Importeur des Produkts «Mamee» aus Malaysia bedauert die hohen Werte bei der Glutaminsäure und den Fettschadstoffen. Er verspricht, die Qualitätsmängel möglichst schnell zu beseitigen. Man arbeite mit dem Lieferanten an einer Rezepturänderung. Unilever schreibt saldo zu den Knorr-Asia-Nudeln, dass die getesteten Produkte mittlerweile überarbeitet worden seien. Die neue Rezeptur wird laut Unilever im März auf den Markt kommen. Der Konzern verspricht, auch künftig weiter an der Reduktion der Fettschadstoffe zu arbeiten.
Degustation: Geschmacksvariante oft nicht erkennbar
Wie gut schmecken Fertignudeln? saldo lud acht Personen, die immer wieder solche Produkte essen, zu einer Blinddegustation ein. Die Männer und Frauen zwischen 24 und 58 Jahren bewerteten den Geschmack der Produkte. Zudem mussten sie erraten, ob es sich um ein vegetarisches Produkt oder um Nudeln mit Huhngeschmack handelte.
Die Degustation zeigte, dass die Nudeln keine Delikatesse sind. Nur drei Produkte erhielten eine genügende Bewertung für den Geschmack.
Die Fertigprodukte schmecken einheitlich deftig-würzig nach Glutamat. Nur gerade bei den Nudeln «Nongshim Shin Ramyun Vegetable Mix» tippten alle Degustanten richtig auf ein vegetarisches Produkt. In fünf Fällen lagen drei Viertel der Testpersonen falsch. Sie assen ein Produkt mit Gemüse, tippten auf Huhn oder umgekehrt. In den restlichen sechs Fällen erkannten immerhin 4 von 8 Testern die richtige Geschmacksrichtung.
So wurde getestet
Im Auftrag von saldo hat ein deutsches Lebensmittellabor zwölf Asia-Fertignudeln samt Beilagen auf Fett- und Salzgehalt, 3-MCPD, Glycidylester und auf den Gehalt an Glutaminsäure untersucht. In der Regel findet man in den Beuteln einen Block trockene Nudeln sowie einen oder zwei kleinere Beutel mit Gewürzen und Öl. Der Inhalt variiert von 55 bis 120 Gramm. Für eine erwachsene Person werden in der Regel 100 Gramm trockene Nudeln pro Mahlzeit gerechnet.
3-MCPD: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) legte für die Fettschadstoffe 3-MCPD eine Menge fest, die täglich aufgenommen werden darf. Vor zwei Jahren senkte die Behörde die Menge von 2 auf 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Grund: Die Efsa beurteilte die Gefährdung für Babys und Kinder kritischer als früher. Da es sich bei den Asia-Nudeln nicht um Kinderprodukte handelt, orientierte sich saldo am Wert von 2 Mikrogramm für eine 60 Kilogramm schwere Person.
Glycidylester: Die Wissenschaft geht davon aus, dass diese Stoffe im Körper vollständig zu krebserregendem und genveränderndem Glycidol umgewandelt werden. Die Efsa legte deshalb keine unbedenkliche Aufnahmemenge fest. Die Wissenschafter nehmen aber eine geringe Gefährdung an, wenn die im Produkt enthaltene Menge sehr klein ist. Damit man einschätzen kann, wie gefährlich der Gehalt an Glycidylester ist, vergleicht man mit der in Tierversuchen gemessenen gefährlichen Dosis. Dies hat saldo getan. Für kritische Mengen gab es einen Abzug von einer Note, für geringe Gehalte an Glycidylester betrug der Abzug nur eine halbe Note.
Glutaminsäure: Für zugefügtes Glutamat gilt ein gesetzlicher Höchstwert von 1 Gramm pro 100 Gramm Produkt. Mengen, die darüber lagen, bewertete saldo als ungenügend. Durchschnittlich enthielten die Fertignudeln zirka 0,5 Gramm des Stoffs, der den Fertigprodukten den würzigen Geschmack verleiht.
Fettgehalt: Durchschnittlich enthielten die Produkte 16,5 Gramm Fett pro 100 Gramm. Eine erwachsene Person kann täglich rund einen Drittel des Energiebedarfs mit Fett decken. Dies entspricht einer Menge von 60 bis 80 Gramm pro Tag.
Salzgehalt: Ein Salzkonsum von 8 bis 15 Gramm Salz pro Tag ist für gesunde Menschen unschädlich. In der Schweiz liegt der tägliche Salzkonsum bei rund 10 Gramm. Asia-Fertignudeln enthalten pro 100 Gramm zwischen 3 und 6 Gramm Salz.