App belastete 558 Franken für wenige Stunden Parkieren
Mit der Handyapp von Parkingpay kann man die Gebühren von Parkhäusern automatisch bezahlen. Doch das System ist fehlerhaft – auf Kosten der Autofahrer.
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- Günstige Parkplätze bei Privaten
saldo 07/2023
18.04.2023
Letzte Aktualisierung:
19.04.2023
Markus Fehlmann & Joël Hoffmann
Reinhold Müller aus Erlinsbach AG hat auf dem Handy die App von Parkingpay installiert. Damit kann er Gebühren von Parkplätzen und Parkhäusern direkt zahlen. Er aktivierte die Funktion «Kennzeichenerkennung». Das bedeutet: Die Kameras von rund 70 öffentlichen Parkhäusern erfassen seine Autonummer bei der Ein- und Ausfahrt. Die Barriere öffnet sich automatisch. Die App ermittelt die Parkgebühr aufgrund der Zeiten der Ein- und Ausf...
Reinhold Müller aus Erlinsbach AG hat auf dem Handy die App von Parkingpay installiert. Damit kann er Gebühren von Parkplätzen und Parkhäusern direkt zahlen. Er aktivierte die Funktion «Kennzeichenerkennung». Das bedeutet: Die Kameras von rund 70 öffentlichen Parkhäusern erfassen seine Autonummer bei der Ein- und Ausfahrt. Die Barriere öffnet sich automatisch. Die App ermittelt die Parkgebühr aufgrund der Zeiten der Ein- und Ausfahrt und belastet den Betrag via Twint, Kreditkarte oder das vorausbezahlte Guthaben.
Doch das System hat Mängel: Parkingpay verlangte von Müller neulich fürs Parkieren in einem Parkhaus in Wettingen AG rund 80 Franken. Doch zum angegebenen Zeitpunkt war er im Tessin, sein Auto zu Hause in der abgeschlossenen Garage. Müller reklamierte telefonisch bei Parkingpay. Ein Mitarbeiter räumte Probleme bei der Erfassung von Autonummern ein. Kameras würden gelegentlich die Nummern falsch einlesen. Für die Rückerstattung der 80 Franken verwies Parkingpay den Aargauer an den Betreiber des Parkhauses.
Auch Rita Ming aus Nottwil LU hatte vergangenen August Probleme mit der Nummernerkennung: Bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus Kesselturm in Luzern nach wenigen Stunden blieb die Barriere geschlossen. Sie musste den Notfallknopf betätigen und die Barriere vom Parkhausbetreiber öffnen lassen.
Zwei Wochen später funktionierte die automatische Einfahrt nicht. Die Luzernerin löste ein Ticket und zahlte am Automaten. Bei der Ausfahrt öffnete sich die Barriere dann jedoch automatisch, noch bevor sie das Ticket einschieben konnte. «Die Probleme traten jeweils bei starkem Regen auf», sagt Ming. Parkingpay errechnete eine Parkdauer von zwei Wochen und verlangte dafür 558 Franken. Trotz des offensichtlichen Fehlers erstattete Parkingpay das Geld nicht, sondern schrieb es bloss Mings Kundenkonto gut.
«Nicht korrigierbare Fehlerquote»
Parkingpay-Betreiberin Digitalparking in Schlieren ZH gibt auf Anfrage zu, dass die «optische Kennzeichenerkennung eine nicht korrigierbare Fehlerquote» aufweise. Sie entstehe durch «verschmutzte Kennzeichen und ähnliche Umstände» und könne «in seltenen Fällen zu Fehlbuchungen» führen. Es sei ein Missverständnis gewesen, dass der Kundendienst Reinhold Müller für die Rückerstattung ans Parkhaus verwiesen habe. Und Rita Ming werde der Restbetrag nun überwiesen.
Reinhold Müller zog die Konsequenzen und deaktivierte die Funktion «Kennzeichenerkennung» in der App.
Günstige Parkplätze bei Privaten
Das Parkhaus beim Hauptbahnhof in Zürich kostet pro Stunde 4 Franken und für einen ganzen Tag 45 Franken. Günstiger gehts mit Parcandi.com. Auf dieser Internetseite bieten Private in vielen Städten Parkplätze in Tiefgaragen an. Ein Parcandi-Parkplatz an der rund 500 Meter entfernten Wasserwerkstrasse in Zürich etwa ist deutlich günstiger. Er kostet Fr. 2.50 pro Stunde und 18 Franken für einen ganzen Tag. Weitere Parcandi-Parkplätze in Bahnhofsnähe für 3 Franken pro Stunde und 25 Franken pro Tag gibt es an der Reitergasse. Autofahrer können den Parkplatz via Website bis zwei Stunden vorab reservieren. Bezahlt wird am Ende der Parkdauer, etwa mit Kreditkarte oder Twint.