Äpfel gelten als gesund: Aber wie gesund ist Apfelsaft? saldo liess häufig verkaufte Produkte im Labor auf Zuckergehalt, Aromaqualität und
das Schimmelpilzgift Patulin untersuchen. Getestet wurde auch, ob und allenfalls wie viel Birnen- zum Apfelsaft hinzugefügt wurde und ob der Grenzwert von Milchsäure überschritten wurde (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Das Resultat: Die geprüften Apfelsäfte enthalten im Durchschnitt fast 100 Gramm Zucker pro Liter. Das entspricht rund 25 Würfelzuckern. Zum Vergleich: Der süsseste Eistee im letzten saldo-Test enthielt 74 Gramm Zucker pro Liter. Das entspricht 18,5 Würfelzuckern (saldo 12/2016).
Bio-Apfelsaft von Migros ist so süss wie Coca-Cola
Am meisten Zucker steckt im «Bio Apfelsaft 100 % Fruchtsaft» von der Migros – 107 Gramm pro Liter. Das ist nur 1 Gramm weniger als in einem Liter Coca-Cola.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte ein erwachsener Mann bei geringer körperlicher Tätigkeit nicht über 60 Gramm Zucker pro Tag konsumieren. Bei allen Apfelsäften ist diese Menge schon nach dem Konsum eines halben Liters zu einem grossen Teil ausgeschöpft. Insbesondere für Kinder eignet sich Apfelsaft deshalb höchstens in geringen Mengen oder stark verdünnt. Tipp: Einen halben Liter Wasser mit einem halben Liter Apfelsaft mischen.
Fruktose – die ungesündeste Art von Zucker
Der Zucker in den Apfelsäften ist nicht hinzugefügt. Er ist als Fruchtzucker Bestandteil der Äpfel. Fruchtzucker (Fruktose) gilt unter Lebensmittelfachleuten jedoch als die ungesündeste Art von Zucker.
Forscher der ETH Zürich wiesen letztes Jahr nach, dass beigefügte künstliche Fruktose das unkontrollierte Wachstum des Herzmuskels fördert. Das kann zu Herzversagen führen (siehe «K-Tipp» 2/2016).
Die meisten Schweizer Apfelsäfte bestehen nicht nur aus Äpfeln. Anders als zum Beispiel in Deutschland dürfen die Hersteller bis zu 10 Prozent Birnensaft beimischen. Das Labor konnte bei den getesteten Produkten keine Überschreitung dieser Marke feststellen.
Keine künstlichen Aromastoffe und kein Schimmelpilzgift
Die Anforderungen an die Aromaqualität erfüllten alle Produkte. Auch die aus Konzentrat hergestellten Apfelsäfte enthielten ausreichend natürliche Aromen. Künstliche Aromastoffe fand das Labor keine. Ebenfalls erfreulich: Kein Apfelsaft enthielt das Schimmelpilzgift Patulin. Es entsteht, wenn Äpfel und Birnen faulen. Patulin ist hitzebeständig und wird auch beim Pasteurisieren nicht vernichtet.
Einziger ungenügender Apfelsaft im Test ist der «Naturaplan Bio Apfelsaft» von Coop. Das Problem: Mit 1,44 Gramm Milchsäure pro Liter überschreitet er den Grenzwert der Vereinigung der Europäischen Fruchtsafthersteller AIJN um fast das Dreifache. Mit anderen Worten: Er gilt als vergoren. Coop schreibt, dass die erhöhten Milchsäurewerte auf eine unzureichende Qualitätskontrolle beim Hersteller hinweisen würden. Man habe diesen mit den Ergebnissen konfrontiert.
So wurde getestet
Ein Labor in Deutschland untersuchte 14 oft verkaufte Apfelsäfte auf folgende Punkte:
Aromaqualität: Die meisten klaren Apfelsäfte sind aus Konzentrat hergestellt. Es entsteht dadurch, dass man Wasser und Aromen trennt. Bei der Saftherstellung wird speziell aufbereitetes Trinkwasser hinzugefügt und die Aromen werden wieder beigemischt. Das Labor überprüfte, ob im Endprodukt wieder genügend Aromastoffe in den Apfelsäften vorhanden sind. Zudem untersuchte es, ob die Hersteller nur natürliche oder auch künstliche Aromen verwenden.
Anteil Birnen: Apfelsäfte dürfen in der Schweiz bis zu 10 Prozent Birnensaft enthalten. Das Labor prüfte den Anteil Birnensaft.
Zuckergehalt: Wie viel Zucker enthalten die Säfte?
Patulin: Das Schimmelpilzgift entsteht an faulen Stellen von Äpfeln und Birnen. Auch beim Pasteurisieren wird es nicht zerstört.
Milchsäure: Äpfel enthalten von Natur aus keine Milchsäure oder nur im Spurenbereich. Sie bildet sich, sobald die Äpfel gequetscht werden. Dass sich Milchsäure bildet, ist bei diesem Naturprodukt normal. Allerdings darf der Wert 0,5 g pro Liter nicht überschreiten. Darüber gilt der Apfelsaft laut den deutschen Leitsätzen für Fruchtsäfte als gegoren.