Der Deutsche Thomas Lommel ist seit Jahren im Geschäft. Unter dem Markennamen Oliveda vertreibt er Kosmetikprodukte auf Basis von Öl und Blättern des Olivenbaums. Zudem verkauft er Anlegern Anrechte an Olivenhainen. Neuerdings vermittelt er via Anzeigen im Internet «die Energie und Urinformation vom Bergolivenbaum» direkt in die Wohnräume oder Büros der Interessenten.
Lommel war einst im Immobiliengeschäft tätig. Vor 20 Jahren geriet er in eine berufliche und private Krise. In dieser Situation therapierte er sich, wie er selbst schreibt, «mit der magischen Kraft des Olivenbaums».
Eine Therapie der etwas anderen Art ordnete die Finanzmarktaufsichtsbehörde (Finma) an. Im April 2015 verfügte sie die Liquidation dreier in der Schweiz angesiedelter Gesellschaften von Lommel (saldo 10/2015). Die Oliveda Switzerland nahm gemäss Finma ohne Bewilligung Publikumsgelder entgegen, die sie angeblich in andalusische Olivenhaine investierte. Gemäss Finma sammelte Oliveda allein zwischen Februar 2013 und Mai 2015 von rund 300 Investoren um die 5,3 Millionen Franken ein. Tatsächlich finanzierte sie mit einem Teil des Geldes die Geschäftstätigkeit des Kosmetikbereichs. Zudem bestritt Oliveda mit den Neugeldern die jährlichen geschuldeten Zinszahlungen der anderen Anleger – ein klassisches Schneeballsystem.
Lommel ging gegen den Liquidationsentscheid der Finma bis vor Bundesgericht. Mit Urteil vom 9. Dezember 2016 wies es seine Beschwerde ab. Es bestätigte, dass Lommel ohne Bankbewilligung unerlaubt Publikumsgelder entgegengenommen hatte.
Die Oliveda-Kosmetikprodukte sind in der Schweiz unter anderem in den Regalen der deutschen Drogeriekette Müller erhältlich. Der letzte Schrei Lommels ist das «OliveNetSet» oder – wie er die Sache auch nennt – der «Hightech-Bergolivenbaum». Er behauptet, in Andalusien Olivenbäume mit Sendern zu bestücken. Über diese Sender will er die Menschen direkt mit der «Urkraft der Natur» verbinden. Rund um die Uhr strahlen die Sender die Olivenbaumenergie in die Welt. Den Empfängern wird dadurch «Homöopathie durch den persönlichen Naturarzt in der richtigen Dosierung verabreicht».
Dank Bergolivenbaum streiten Kinder zu Hause weniger
Wer die «Urkraft» privat empfangen will, braucht das «Olive» genannte Armband, für Büroräumlichkeiten das «Big Olive» – ein Gerät, das die Energie und Urinformation des Bergolivenbaums via WLAN empfängt und an die Kunden übermittelt. Vermeintliche Empfänger der Ölbaumenergie bezeugen auf der Website Olivetreepeople.com, dass die Krankmeldungen im Betrieb zurückgegangen seien, der Umsatz um 20 Prozent stieg und die Kinder zu Hause weniger streiten würden. Wer Genaueres wissen will, wird auf der Webseite auf eine Warteliste weitergeleitet. Auf dieser muss man sich mit den Personalien eintragen. Das dürfte der Versuch sein, an die Daten möglicher Interessenten zu kommen.
Laut der Finma werden nach dem Bundesgerichtsurteil nun alle in der Schweiz ansässigen Oliveda-Ableger liquidiert. Es gibt allerdings Hinweise, dass Lommel die Tätigkeit über spanische und deutsche Gesellschaften weiterführt. Im Internet wirbt er neuerdings für die Teilnahme an Online-Seminaren. Lommel beantwortete keine Fragen von saldo zu seiner aktuellen Geschäftstätigkeit.
So schützen Sie sich vor unseriösen Geschäftemachern
Lassen Sie sich weder durch hohe Renditen noch vollmundige Werbung blenden.
Stellen Sie eigene Recherchen an, zum Beispiel indem Sie im Internet die Namen der Anbieter eingeben.
Werbebroschüren oder Websites ohne Namen und Adressen der Anbieter sind verdächtig.
Überprüfen Sie, ob die Gesellschaft, der Sie Geld anvertrauen wollen, eine Finma-Bewilligung hat (Finma.ch/d/beaufsichtigte).
Überprüfen Sie, ob sich die Gesellschaft auf der Warnliste der Finma (Finma.ch/d/sanktionen/unbewilligte-institute) oder von saldo (Saldo.ch ! Service ! Warnlisten ! Finanzberater und Geldanlagefirmen) befindet.