Das mittelamerikanische Land Guatemala war 2023 in den Schlagzeilen, als die als korrupt geltende Justiz versuchte, den Amtsantritt von Präsident Bernardo Arévalo zu verhindern. Die indigene Bevölkerung ging für die Demokratie landesweit auf die Strasse. Die Q'eqchi' sind wie alle Nachfahren der Maya in Guatemala seit der spanischen Eroberung diskriminiert und arm. Daran änderte die Unabhängigkeit Guatemalas nichts, Soldaten massakrierten während der Militärdiktatur in den 1980er-Jahren ganze Gemeinden.
Erst seit der Rückkehr zur Demokratie geht es langsam aufwärts. Die Familie Caal lebt in einer Siedlung von rund einem Dutzend Q'eqchi'-Familien unter hohen Nadelbäumen. Vater Enrique ist Metallbauer mit eigener Werkstatt. Der älteste Sohn besucht ab Sommer das College für Agrarwissenschaften.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen: durchschnittlich 585 Franken netto pro Monat
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: keine
- Kosten für Strom, Wasser, Krankenversicherung, Steuern, Schule: keine
- Miete und Strom Werkstatt: 105 Franken
- Abzahlung eines vor zwei Jahren gekauften Feldes pro Monat: 235 Franken
Was gibt es heute zum Abendessen?
Brenda Leticia: Heute gibt es Recado, Huhn in Barbecue-Sauce. Dazu gibt es einen Salat aus Kartoffeln, Rüebli, Wurst und Erbsen.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Enrique: Ich arbeitete als junger Mann zehn Jahre lang in einer Metallwerkstatt. In der Zeit kaufte ich mir die ersten Werkzeuge und begann, auf eigene Rechnung zu arbeiten.
Wir lange arbeiten Sie pro Woche?
Enrique: Normalerweise arbeite ich von 7 bis 17 Uhr. Wenn es viel zu tun gibt, auch mal bis 20 oder 21 Uhr.
Brenda Leticia: Ich bereite Essen zu, kümmere mich um die Kinder, mache den Haushalt.
Sparen Sie Geld?
Enrique: Jeder Quetzal, der übrig bleibt, wird ins Geschäft gesteckt. Aber seit der Coronapandemie ist das Sparen sehr schwierig. Wir hoffen, dass die neue Regierung die öffentlichen Gebäude instandstellt. Dann haben wir wieder viel zu tun.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Brenda Leticia: Am Samstag fahren wir oft zu einem der öffentlichen Naturschwimmbäder, wo die Kinder am Fluss planschen können.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Enrique: Ich möchte meine Werkstatt ausbauen. Momentan habe ich nur etwa die Hälfte der nötigen Maschinen für die Arbeit. Ausserdem werden wir unser Landstück mit der beginnenden Regenzeit nutzen, um mehr Kardamom zu pflanzen.
Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Brenda Leticia: Ich träume von einem Stand an der Hauptstrasse, wo ich gebratene Mais-Bohnen-Fladen mit gehackten Tomaten und Käse verkaufen kann. Und davon, einmal im Leben Ferien zu machen.
Enrique: Unser Haus sollte bald registriert werden. Dann haben wir endlich Strom und können das Haus herrichten. Ich wünsche mir Erfolg, ein Auskommen für meine Frau und mich im Alter und vor allem, dass es meinen Kindern gut geht.