Franziska M. aus Elgg ZH erschrak gewaltig, als sie ihre neueste Handyrechnung erhielt. Laut Swisscom soll sie im März und April für Fr. 286.50 telefoniert und SMS verschickt haben. Normalerweise zahlt sie weniger als 70 Franken für zwei Monate.
Franziska M. wusste, dass sie in der fraglichen Rechnungsperiode mehr als üblich telefoniert hatte, weil sie in einer Reha-Klinik weilte. Dennoch glaubte sie, dass der Swisscom ein Fehler unterlaufen sei. Nach dem Studium des detaillierten Verbindungsnachweises war aber klar: Die Swisscom-Rechnung war korrekt. Doch weshalb der hohe Betrag?
Gespräche ins Swisscom-Netz kosten 70 Rappen pro Minute
Die Rentnerin schloss im Jahr 2004 das Swisscom-Abo Natel Budget plus SMS-Option für 23 Franken pro Monat ab. Für diesen Betrag kann sie 15 Minuten lang telefonieren und 50 SMS verschicken. Alles, was darüber ist, bezahlt sie extra. Gespräche ins Swisscom-Netz zum Beispiel kosten dann 70 Rappen pro Minute. Konkret: Für das 18-minütige Telefongespräch am 9. März bezahlte sie Fr. 12.60. Zum Vergleich: Mit dem aktuellen Prepaid-Tarif der Swisscom hätte sie nur 87 Rappen bezahlt.
In der Zweimonatsrechnung ist auch der Bezug von 1,68 Megabyte Daten enthalten. Dafür muss die 75-jährige Frau Fr. 17.20 entrichten. Das entspricht Fr. 9.97 pro Megabyte. Zum Vergleich: Beim Prepaid-500-Datenpaket von Swisscom beträgt der aktuelle Megabyte-Preis 1,8 Rappen.
Franziska M. ist kein Einzelfall. Sonst hätte die Swisscom auf ihrer Website nicht die Preislisten von insgesamt 48 alten Natel-Abos aufgeschaltet. Hinzu kommen je acht alte Prepaid- und Datentarife. Laut Swisscom-Sprecher Josef Huber sind «nur noch wenige 10 000 Kunden» mit älteren Tarifen unterwegs.
Weshalb berechnet Swisscom bei alten Abos nicht einfach den aktuellen Prepaid-Tarif? Huber: «Statt veraltete Preisstrukturen weiter zu pflegen, ersetzen wir sie durch neue, zeitgemässe Angebote.» Nur: Bei Swisscom geschieht das nicht automatisch.
Auch Sunrise kennt keinen automatischen Wechsel
Auch Sunrise listet auf ihrer Website fast 40 ältere Mobilfunk-Produkte auf. Sunrise behauptet, ob ein neueres Abo für einen Kunden günstiger sei als das bisherige, hänge vor allem von der individuellen Nutzung ab. Sunrise kennt ebenfalls keinen automatischen Wechsel in ein günstigeres Abo oder einen günstigeren Tarif.
Salt hingegen hat sehr alte Abos von Kunden in den vergangenen drei Jahren automatisch in die neuen Plus-Abonnemente umgewandelt. Laut Sprecher Benjamin Petrzilka telefonierten Ende Mai über 97 Prozent der Kunden mit aktuellen Tarifen.
Tipp: Die meisten Handybesitzer fahren mit Prepaid günstiger als mit einem All-Inclusive-Abo für Telefonieren, SMS und Internet. Das ergab ein Preisvergleich des «K-Tipp» (6/2017).