Die Stiftung Pro Specie Rara fördert den Anbau seltener Obst- und Gemüsesorten. So findet sich in den Regalen von Coop unter anderem die alte Apfelsorte Berner Rose. Für Gertrud Burger, Bereichsleiterin Pflanzen bei Pro Specie Rara ist das «eine einzigartige Erfolgsgeschichte».
Anders sehen das Markus Kellerhals von der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope Wädenswil-Changins und Franco Weibel, Apfelforscher in der Forschungsanstalt für biologischen Landbau in Frick AG. Das Problem: «Auch der Anbau alter Apfelsorten wie Berner Rose oder Goldparmäne verlangt den Einsatz von chemischen oder biologischen Pflanzenschutzmitteln.» Und das nicht zu knapp.
«Allein schon wegen ihrer Anfälligkeit auf Schorf wird die Berner Rose in Bio-Qualität nicht angebaut», weiss Weibel. Ein Bio-Bauer müsste bei Schorfbefall 10 bis 20 Mal mit im Bio-Landbau zugelassenen Pflanzenschutzmitteln auffahren.
Pilzkrankheiten wie Schorf und Mehltau beschädigen regelmässig Bäume und Äpfel, sagt Niklaus Bolliger, selbständiger Züchter von Bio-Äpfeln in Hessigkofen SO: «Mit dem Schorf fallen die Blätter vorzeitig ab. Der Baum kann keine guten Früchte ausbilden und ist schon fürs nächste Jahr geschwächt.» Dazu kommt: «Vom Schorf befallene Äpfel sind nicht lange haltbar. Und sie schmecken auch nicht gut.»
Zur Erhaltung alter Sorten braucht es keinen grossflächigen Anbau
Für Gertrud Burger von Pro Specie Rara ist das alles kein Problem: «Wir wollen die Bio-Diversität im Obstanbau erhalten. Die Berner Rose darf nicht aussterben.» Dank Pro Specie Rara komme sie wieder häufiger vor. Die Schweiz habe sich international zum Erhalt der Artenvielfalt verpflichtet.
Für die reine Erhaltung brauche es gar keinen Handel, kontert Apfelforscher Kellerhals: «Es ist nicht sinnvoll, alte Sorten wie die Berner Rose und die Goldparmäne grossflächig anzubauen.» Für Zuchtversuche und als Genreservoir reiche der kleinflächige Anbau, um die genetische Vielfalt zu erhalten.
Dazu kommt laut Kellerhals: «Alte Sorten lassen sich in ihrer Resistenz gegen Krankheiten nicht optimieren. Ihre Genetik lässt sich nicht verändern. Ersetzen wir aber eine alte, nicht pflegeleichte Sorte im Anbau durch einen neuen, gegen Krankheiten resistenten Apfel, so leisten wir einen Beitrag zur Bio-Diversität.» Denn neue Sorten, die resistenter seien und ohne grossen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kultiviert werden könnten, würden dieser Vielfalt ebenso dienen.
Laut Christian Sohm vom Einkaufspool Früchte von Coop werden die Äpfel von Pro Specie Rara bis Weihnachten angeboten. Zur Lagerung seien die Sorten nicht geeignet.
Und günstig sind sie auch nicht. Sie kosten pro Kilogramm zurzeit rund Fr. 6.50. Das ist doppelt so viel wie die meisten anderen Äpfel.
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