Isaya Lihanda (33) lebt mit seiner Frau Veronicah (27) und den Töchtern Esther (6) und Alice (3) in einem kleinen Haus an der Thiongo Road in Kangemi. Der Vorort der kenianischen Hauptstadt Nairobi bietet ein Potpourri aus teuren Appartementanlagen im Westen und ärmlichen Behausungen im Osten. Laut dem kenianischen Statistikbüro leben hier rund 117 000 Menschen.
Während der Coronapandemie verloren viele Menschen in Nairobi ihre Jobs – so auch Veronicah. Isaya ist froh, dass er seine Stelle als Hausverwalter behalten konnte. Die Lebensverhältnisse haben sich allerdings geändert: Er nahm seine ältere Schwester Ruth (35) und deren neunmonatiges Kind Anne auf. Ausserdem zog Eunice (25), die Cousine seiner Frau, zur Familie. Die Verwandten suchen in Nairobi neue Jobs.
Finanzielle Situation:
- Haushaltseinkommen: 250 Franken pro Monat
- Kosten fürs Wohnen: 83 Franken Miete pro Monat
- Krankenversicherungsprämien: Fr. 11.60 pro Monat für die ganze Familie
- Steuern pro Jahr: 90 Franken
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Isaya: Wir leben auf engstem Raum, aber wir haben zumindest Strom und Wasser. Viele Menschen kommen nach Nairobi, um Arbeit zu suchen. Deshalb nahmen wir auch Eunice und Ruth auf. Als erstgeborener Sohn bin ich verpflichtet, mich um die ganze Familie zu kümmern. Das ist manchmal sehr belastend.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Veronicah: Reis, Ugali (Brei aus Maismehl, Anmerkung d. Redaktion) und Gemüse. Fleisch gibt es höchstens alle zwei Wochen.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Veronicah: Nach dem Frühstück bringe ich Esther zur Schule, danach mache ich den Haushalt. Und ich muss auf Alice aufpassen.
Isaya: Ich arbeite den ganzen Tag. Auf dem Heimweg besorge ich das Essen für den kommenden Tag.
Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?
Isaya: Nach der Schule arbeitete ich zuerst als Installateur. Vor fünf Jahren trat der Besitzer des Hauses, das ich heute verwalte, an mich heran und bot mir den Job an.
Veronicah: Ich verliess mit 17 die Schule. Vor Corona verkaufte ich auf dem Markt Kleider.
Wie lange arbeiten Sie?
Isaya: Ich arbeite von Montag bis Samstag, jeweils von 8 bis 17 Uhr.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Isaya: Etwa eine Stunde. Ich fahre mit einem Bodaboda (Motorradtaxi, Anmerkung d. Redaktion) – das ist am schnellsten.
Wo haben Sie die letzten Ferien verbracht?
Isaya: Wir verbringen unsere Ferien meistens zu Hause. Zweimal im Jahr besuche ich meine Familie in meiner Heimatstadt Migori, zirka 350 Kilometer westlich von Nairobi.
Sparen Sie Geld?
Isaya: Nein, wir brauchen alles zum Leben.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Isaya: Wir haben kein Geld für Vergnügungen wie Kino oder Sportanlässe.
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