Ob Cola, Süssmost oder Milch – bei Getränken deklarieren die Hersteller in der Regel, wie viele Kalorien sie enthalten. Nicht so bei Bier und Wein: Dort finden sich in den seltensten Fällen Kalorienangaben.
Die Ärztin Bettina Isenschmid, Spezialistin für Übergewicht am Spital Zofingen AG, kritisiert: «Alkohol hat viele Kalorien. Das ist den meisten Konsumenten nicht bewusst.» Eine Deklaration auf der Flasche würde für Klarheit sorgen.
Ende April forderte das EU-Parlament die EU-Kommission auf, «so schnell wie möglich» ein entsprechendes Gesetz zu erarbeiten.
Tatsächlich hat Bier fast so viele Kalorien wie Cola (siehe Tabelle). Eine halbe Flasche Wein hat mehr Kalorien als eine halbe Tafel Schokolade. Isenschmid rät: «Wer abnehmen will, sollte auf Alkohol verzichten.»
Alkohol hemmt den Abbau der Fettreserven
Dazu kommt: Die Kalorien des Alkohols addieren sich zu den Kalorien des Essens. Wer zwei Gläser Wein zu einer Mahlzeit trinkt, gleicht dies nicht aus, indem er weniger isst. Denn anders als die Kalorien aus dem Essen macht Alkohol kaum satt. Zudem hemmt Alkohol den Abbau der Fettreserven.
Ein Negativpunkt ist auch die Wirkung des Alkohols auf die Psyche. Selbstkontrolle und -disziplin gehen merkbar zurück – schon nach einem Glas. Das wirkt sich aufs Essen aus. Kurz gesagt: Wer zu einer Mahlzeit Alkohol trinkt, isst mehr.
Tückisch sind auch Snacks wie Erdnüsse oder Chips, die man gerne zu alkoholischen Getränken knabbert. Isenschmid: «Steht eine Schale mit Snacks auf dem Tisch, verliert man rasch die Übersicht, wie viel man gegessen hat.»
Und noch eine weitere Eigenschaft des Alkohols sabotiert das Abnehmen: Er macht ruhig und müde. Man bewegt sich weniger und verbraucht dadurch weniger Kalorien.
«Auch beim Trinken gibt es den Jo-Jo-Effekt»
Wer seinen Alkoholkonsum zurückfahren will, sollte sich realistische Ziele setzen. Denn wie bei einer Diät gilt auch beim Trinken: Wer sich zu strenge Regeln gibt, scheitert. Ein Misserfolg kann sogar dazu führen, dass man aus Frust mehr trinkt als vorher. Bettina Isenschmid warnt deshalb: «Wie bei den Diäten gibt es auch beim Trinken den Jo-Jo-Effekt.»
Menschen, die jeden Tag zwei, drei Gläser Alkohol trinken, sollten also nicht den Anspruch haben, von einem Tag auf den anderen aufzuhören. Besser sei, jeden Tag nur noch ein Glas zu trinken. Wer dagegen nur selten Alkohol trinke, könne sich vornehmen, eine Zeit lang ganz abstinent zu sein.
Der Schweizer Brauereiverband verspricht, dass der Kaloriengehalt in Zukunft angegeben werde. Nichts wissen von einer Deklaration will der Schweizerische Spirituosenverband. Weil der Alkoholgehalt obligatorisch angegeben werden müsse, sei die Kalorienangabe überflüssig: «Jedes Kind weiss, dass ein Gramm Alkohol 7 Kilokalorien entspricht.»