Geht es um Sozialversicherungen wie AHV, Pensionskassen, Kranken- und Unfallversicherungen sowie die Arbeitslosenkasse, malen Politiker und Medien die Zukunft schwarz. Dabei sind die Kassen prall gefüllt. Den Sozialversicherungen geht es so gut wie noch nie, weil die Beschäftigung ständig zunimmt, die Löhne steigen und die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Ende des letzten Jahres lagen mehr als eine Billion Franken auf der hohen Kante (saldo 20/2018).
Die AHV hat seit der Gründung 1948 alle Stürme bestens verkraftet – der oft prophezeite Kollaps trat nie ein. Die AHV finanziert die Renten nach dem Umlageverfahren. Das heisst: Sie sammelt grundsätzlich kein Kapital, sondern verwendet die Prämieneinnahmen zur Bezahlung der laufenden Renten.
Trotzdem hat sich bis heute ein Vermögen von rund 45 Milliarden Franken angesammelt. Dieses Geld wird vom AHV-Ausgleichsfonds Compenswiss verwaltet. Für das Inkasso der Prämien und die Auszahlung der Renten zuständig sind insgesamt 78 verschiedene Ausgleichskassen. Zwei davon betreibt der Bund, 26 führen die Kantone und die restlichen 50 Verbände und grosse Arbeitgeber.
Teilweise sind die Kassen auch für die Abwicklung anderer Sozialversicherungen zuständig – etwa der IV, der Ergänzungsleistungen, der Erziehungs- und Betreuungsgutschriften sowie der Familienzulagen. Jeder AHV-Versicherte ist einer Ausgleichskasse zugeordnet.
Ein Blick in die Bücher einiger Kassen zeigt: Sie verfügen über gewaltige Reserven. Die Ausgleichskasse des Kantons Zürich (SVA Zürich) zum Beispiel weist laut Geschäftsbericht 2017 «Bankguthaben und Wertschriften» im Wert von über 125 Millionen Franken aus. Was geschieht mit diesem Vermögen? «Damit gleichen wir Schwankungen im Geschäftsverlauf aus und finanzieren Investitionen wie die Umsetzung der Digitalisierung und die Ablösung von IT-Systemen», sagt Sprecherin Daniela Aloisi.
Die Chefs kassieren fürstliche Gehälter
Noch höher sind die Reserven der Ausgleichskasse des Kantons Aargau (SVA Aargau). Die «Allgemeinen Reserven» betrugen laut Geschäftsbericht 2017 fast 159 Millionen Franken. Doch auch andere grosse Ausgleichskassen dürfen sich über dicke Polster freuen. Die Ausgleichskasse Luzern hat gemäss Geschäftsbericht 2017 Rückstellungen von 20,5 Millionen gemacht und verfügt über Reserven von 30,8 Millionen. Bei der Ausgleichskasse des Kantons Bern betragen die allgemeinen Reserven 31,9 Millionen und die Rückstellungen 13,8 Millionen. Bei der SVA St. Gallen belaufen sich die Rückstellungen und Reserven auf 22,1 Millionen. Gut dotiert ist auch die Ausgleichskasse von Swissmem. Der führende Verband der Schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie hat Reserven von 12,7 Millionen.
Dass die Ausgleichskassen im Geld schwimmen, zeigen auch die fürstlichen Cheflöhne: Die fünfköpfige Geschäftsleitung der SVA Aargau etwa bezieht ein Gehalt von 1,5 Millionen Franken. Die Chefin kommt auf ein Jahresgehalt von 349 238 Franken – knapp 30 000 Franken pro Monat. Im Kanton Zürich erhalten die fünf Mitglieder der Geschäftsleitung nicht viel weniger: zusammen 1,3 Millionen Franken.