Die Niere sorgt dafür, dass der menschliche Körper Stoffwechselprodukte wie Harnstoff ausscheidet. Bleiben die Giftstoffe im Körper, wird man krank. Im schlimmsten Fall führt Nierenversagen zum Tod. Als Behandlungen kommen eine Nierentransplantation oder die Dialyse in Frage.
Es gibt zwei verschiedene Dialyseverfahren zur Blutwäsche. Sie werden von den Experten als gleichwertig betrachtet. Bei der Hämodialyse fliesst das Blut zur Reinigung durch eine Maschine und dann wieder zurück in den Körper.
Heimdialysen werden in andern Ländern viel häufiger gemacht
Bei der Peritonealdialyse wird über einen in die Bauchhöhle eingesetzten Katheter Dialyseflüssigkeit zugeführt. Mit dieser Flüssigkeit werden Schadstoffe und Wasser entfernt. Die Hämodialyse wird in speziellen Dialysezentren und selten als Heimdialyse durchgeführt. Die Bauchfelldialyse können Patienten selbständig zu Hause durchführen – sogar während sie schlafen.
Doch nur eine Minderheit der Nierenpatienten macht davon Gebrauch. In der Schweiz sind es 9 Prozent, in Holland 20,1 Prozent, in Schweden 23,8 Prozent.
Dabei ist diese Methode für den Patienten komfortabler und für das Gesundheitssystem billiger. Die Krankenkasse Helsana und das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie kamen in einer Studie zum Schluss, dass die jährlichen Gesamtkosten im Dialysezentrum mit durchschnittlich 103 393 Franken fast 18 Prozent höher waren als bei Patienten mit Heimdialyse.
Doch weshalb entscheiden sich nicht mehr Patienten für die günstige Lösung zu Hause? Ein Grund: Nierenpatienten müssen sich diszipliniert verhalten und Hygienevorschriften genau einhalten, sonst drohen Infektionen. Das überfordere viele Patienten. Wer die Peritonealdialyse am Tag durchführt, muss den Beutel mit der Austauschflüssigkeit viermal wechseln. Das nimmt etwa zwei Stunden Zeit in Anspruch. Nierenarzt Hans Jakob Gloor vom Kantonsspital Schaffhausen ist dennoch überzeugt: «Wer manuell einigermassen begabt ist, kommt mit der Heimdialyse gut zurecht.»
Nur bei wenigen Patienten ist Heim-dialyse nicht möglich
Ein zentraler Aspekt ist für Stephan Segerer vom Unispital Zürich die ausführliche Information des Patienten: «Nach einer freien Aufklärung entscheiden sich je 50 Prozent für die Hämodialyse und 50 Prozent für die Peritonealdialyse», sagt der leitende Arzt der Klinik für Nephrologie.
Aus medizinischen Gründen kämen nur wenige Patienten für eine Peritonealdialyse nicht in Frage. Bei den Patienten im Unispital würden etwa 35 Prozent eine solche machen.
Um diese Zahl stabil zu erhalten und andernorts zu erreichen, müsste die Infrastruktur verbessert werden. Laut Segerer müssten insbesondere Spitex- und Pflegeheimangestellte geschult werden. «Aufgrund der fehlenden Unterstützung fällt es Ärzten schwer, gebrechliche Patienten die Heimdialyse zu empfehlen.»
Nierenarzt Hans Jakob Gloor sieht einen weiteren Grund für die im internationalen Vergleich tiefen Zahlen der Heimdialyse: «Das Interesse der privatwirtschaftlich tätigen Nierenärzte, über Heimdialysen zu informieren, ist nicht gross, da sie an der Dialyse im Spital mehr verdienen.» Klar ist auch: Die teure Spital-Infrastruktur muss genutzt werden.