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Eine 100-Milligramm-Spritze mit dem Antirheumamittel Remicade kostet Fr. 830.90. Die meisten Patienten benötigen alle acht Wochen eine Injektion. Remicade gehört zu den sogenannten Biologika. Die Hersteller produzieren sie mit lebenden Zellen in biotechnologischen Verfahren. Die meisten dienen zur Behandlung von multipler Sklerose oder Krebs.
Biologika sind Kostentreiber: Die Krankenkassen erstatteten im Jahr 2016 für sie knapp 1,3 Milliarden Franken, 230 Prozent mehr als im Jahr 2010. Sie gaben fast jeden fünften Medikamenten-Franken in der Grundversicherung für diese Heilmittel aus.
Für rund 150 Millionen Franken verordneten die Ärzte vor zwei Jahren auch Biologika, bei denen das Patent abgelaufen war. Diese liessen sich durch günstigere Nachahmerpräparate ersetzen. Acht solche sogenannte Biosimilars waren 2016 für die Schweiz zugelassen. Laut Krankenkasse Helsana hätte man mit ihnen 35 Millionen Franken sparen können. Die Ärzte verschrieben sie aber nur für 13 Millionen Franken.
Ärzte verdienen mehr an den teuren Biologika
Das grösste Sparpotenzial bei Biotech-Mitteln hat Remicade. 2016 erzielte der Hersteller Merck Sharp & Dohme mit dem Mittel in der Schweiz 85 Millionen Franken Umsatz. Die günstigeren Nachahmerpräparate Remsima und Inflectra brachten es nur auf 4,8 Millionen Franken Umsatz. Eine 100-Milligramm-Flasche von beiden Präparaten kostet jeweils Fr. 627.25 – ein Viertel weniger als Remicade.
Ein Grund für das zurückhaltende Verschreiben von Biosimilars: Ärzte, die Medikamente selbst abgeben, verdienen mit Biologika mehr als mit Nachahmerpräparaten. Denn sie kassieren mit Biologika höhere Vertriebsmargen. Andreas Schiesser vom Krankenkassenverband Curafutura ärgert sich, dass Ärzte Biosimilars zu wenig verwenden: «Sie wirken im Körper genauso gut wie das Original.» Das ist belegt. Bevor das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic ein neues Biosimilar zulässt, muss der Hersteller es an Menschen getestet haben.
Laut Schiesser hält auch das Bundesamt für Gesundheit die Preise hoch. Neue Biosimilars kosten stets nur rund 25 Prozent weniger. Bei neuen normalen Generika setzt das Amt den Preis je nach Umsatz bis zu 70 Prozent tiefer an als beim Original. Schiesser: «Für diese Preispolitik gibt es keine gesetzliche Grundlage.» Das Bundesamt sagt, es prüfe zurzeit, Biosimilars mit Generika gleichzustellen.
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