Nick Sigrist aus Oeschgen AG kaufte im letzten Jahr einen fabrikneuen Opel Zafira. Preis: rund 67'000 Franken. Vor gut zwei Monaten teilte ihm der Schweizer Opel-Importeur AO Automobile Schweiz AG in Schlieren ZH mit, sein Neuwagen entspreche nicht den gesetzlichen Anforderungen: «Opel hat festgestellt, dass die betroffenen Fahrzeuge aufgrund einer Softwareabweichung möglicherweise die geltenden Abgasgrenzwerte nicht einhalten.» Sigrist solle sein Auto in die Garage bringen, heisst es weiter im Brief. Dort werde die defekte Software kostenlos ersetzt.
Sigrist ist kein Einzelfall: Laut AO Automobile sind in der Schweiz rund 400 Besitzer von Opel-Dieselautos mit Baujahr 2022 vom Rückruf betroffen. In Deutschland veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt wegen nicht gesetzeskonformen Abgaswerten beim Opel Zafira Baujahr 2022 einen Rückruf. Dort haben 6000 Fahrzeuge Sicherheitsmängel an der Abgasanlage.
Fahrer wissen nicht, dass der Russpartikelfilter defekt ist
Das Problem der Autos: Ist die Abgasreinigung defekt, sollte der Fahrer im Cockpit eine Warnmeldung sehen. Doch die Software funktioniert nicht. Das bedeutet: Opel-Fahrer erfahren nicht, ob ihr Auto defekt ist und zu viel gesundheitsschädliche Abgase in die Luft bläst. Das geht aus der Rückrufdatenbank des Kraftfahrt-Bundesamts in Deutschland hervor. Anders als das Schweizer Bundesamt für Strassen machte das deutsche Bundesamt die Rückrufaktion von Opel öffentlich.
Der Defekt ist keine Lappalie. Die Strassenverkehrsämter kontrollierten die Abgasfilter bei Dieselautos zwischen 2013 und 2023 nicht mehr systematisch, sondern nur noch stichprobenartig. Sie verliessen sich auf die in den Fahrzeugen eingebauten Warnmelder. Diese eingebauten Abgasmesser sind jedoch unzuverlässig: saldo-Recherchen zeigten, dass bei Dieselautos jeder siebte Partikelfilter defekt ist, obwohl die Warnmelder kein Problem anzeigen (saldo 8/2023).
Seit Januar 2023 müssten die kantonalen Strassenverkehrsämter die Abgasfilter von Dieselfahrzeugen beim obligatorischen Vorführtermin wieder kontrollieren. Sie tun das aber nicht flächendeckend.
Das müssen Opel-Besitzer wissen
Gemäss Kaufvertrag muss Hersteller Opel die defekte Abgaskontrolle der Autos kostenlos reparieren.
Kann Opel den Defekt nicht beheben oder entsteht dadurch ein weiterer Mangel, können Käufer vom Vertrag zurücktreten oder eine Reduktion des Kaufpreises verlangen.
Vorsicht: Wer einen Rückruf nicht beachtet, kann Ärger bekommen. Rückrufe werden den Strassenverkehrsämtern gemeldet. Diese können mangelhafte Autos aus dem Verkehr ziehen.