Seit Juni 2013 ist Postfinance eine Tochter der Schweizerischen Post. Deshalb erhielt Postfinance neu einen eigenen siebenköpfigen Verwaltungsrat. Dieser entscheidet über die Strategie des Unternehmens und beaufsichtigt die Geschäftsleitung. Verwaltungsratspräsident ist der Zürcher Anwalt Rolf Watter von der Wirtschaftsanwaltskanzlei Bär & Karrer. Sein Pensum bei der Postfinance wird auf 50 Prozent geschätzt. Daneben ist er unter anderem Verwaltungsratspräsident beim Zahnimplantate-Unternehmen Nobel Biocare, UBS-Verwaltungsrat und Anwalt.
Für sein Postfinance-Teilzeitpensum erhielt er letztes Jahr 200 000 Franken – zuzüglich Spesen- und Repräsentationspauschalen sowie ein SBB-Generalabo 1. Klasse in der Höhe von total 25 800 Franken – also insgesamt 225 800 Franken. Dafür nahm Watter an 28 Sitzungen des Verwaltungsrats teil (Aufwand total 116 Stunden) und nahm diverse Termine wahr. Die übrigen Verwaltungsräte erhielten für ihr 20-Prozent-Pensum je 83 067 Franken, inklusive Nebenleistungen.
SBB und Post zahlen «nur» 225 000 Franken
Im Vergleich mit den Verwaltungsräten anderer staatsnaher Betriebe sind die Vergütungen der Postfinance bescheiden: Spitzenverdiener waren letztes Jahr die Verwaltungsräte der Swisscom. Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli erhielt an Honorar und Nebenleistungen 598 000 Franken – für ein 50-Prozent-Pensum. Auf je 237 875 Franken bringen es die übrigen Verwaltungsräte. Der Bund hält an der Swisscom die Aktienmehrheit (51,22 Prozent).
Bei den reinen Staatsbetrieben SBB und Post sind die Grundhonorare der beiden Verwaltungsratspräsidenten mit 225 000 Franken identisch. SBB-Präsident Ulrich Gygi sollte dafür aber 60 Prozent arbeiten, sein Berufskollege Peter Hasler von der Post nur 50 Prozent. Der Verwaltungsratspräsident der Flugsicherungsgesellschaft Skyguide, ebenfalls fast vollständig im Besitz des Bundes, erhielt 2013 «nur» 135 000 Franken – jedoch für ein Pensum von 28 Prozent.
Hohe Chefbeamte erhalten im Vergleich viel weniger
Die Teilzeit-Verwaltungsräte der Bundesbetriebe sind in der Regel besser bezahlt als oberste Chefbeamte oder gar Bundesräte. Auf ein 100-Prozent-Pensum hochgerechnet, erreichen die Grundgehälter der Verwaltungsratspräsidenten (ohne Nebenleistungen) folgende Höhen: 375 000 Franken bei den SBB, 450 000 Franken bei der Post und 482 143 Franken bei Skyguide. «Normale» Verwaltungsräte von SBB und Post verdienen auf ein Vollzeitpensum umgerechnet sogar noch mehr: bei den SBB 483 333 Franken pro Verwaltungsrat, bei der Post 583 333 Franken.
Zum Vergleich: Der Direktor des Bundesamtes für Kommunikation erhält maximal 293 131 Franken, die Direktorenstellen der Bundesämter für Umwelt und Landwirtschaft sind mit 312 265 Franken dotiert. Die höchsten Chefbeamten des Bundes – also der Armeechef und die vier Staatssekretäre – verdienen je 375 028 Franken pro Jahr.
Swisscom-Loosli verdient fast doppelt so viel wie ein Bundesrat
Das Bruttojahreseinkommen eines Bundesrats (ohne 30 000 Franken Spesenpauschale) beträgt 444 718 Franken. Das heisst: Die Arbeit eines Bundesrates wird – im Verhältnis – um 8 Prozent schlechter entlöhnt als die eines SBB-Verwaltungsrates respektive 23,8 Prozent schlechter als jene eines Post-Verwaltungsrats. Noch drastischer fällt der Vergleich mit dem Honorar des Swisscom-Verwaltungsratspräsidenten aus: Looslis Arbeit ist offenbar 48,4 Prozent mehr wert als die eines Bundesrats.
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