Vor zwei Jahren gelobten 14 grosse Lebensmittelhersteller und Detailhändler, Joghurts und Frühstücksflocken künftig weniger Zucker beizugeben. Damit wollten sie eine drohende Zuckersteuer verhindern, wie sie etwa die Kantone Neuenburg und Genf forderten.
Firmen wie Nestlé, Kellogg’s, Coop und Migros verpflichteten sich gegenüber dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit: Bis zum Jahr 2024 sollen Joghurts noch 7,9 Gramm und Frühstücksflocken noch 12,8 Gramm zugesetzten Zucker pro 100 Gramm enthalten. Von diesem Ziel sind die Lebensmittelhersteller noch weit entfernt. Das zeigt eine saldo-Stichprobe vom September. Beispiele:
- Swiss Choco Bits, Bio Familia AG: 39 Gramm Zucker pro 100 Gramm Inhalt. Zum Vergleich: Das entspricht rund 10 Würfelzuckern.
- Frosties, Kellogg’s: 39 g pro 100 g (10 Würfelzucker)
- Familia Müesli c.m. plus Original, Bio Familia AG: 21 g pro 100 g (5 Würfelzucker)
- Nesquik Petit, Nestlé: 20,4 g pro 100 g (5 Würfelzucker)
- Ovomaltine Crisp Müesli, Wander AG: 20,1 g pro 100 g (5 Würfelzucker)
- Milfina Joghurt Spass Vanille, Aldi: 18 g pro 100 g (4,5 Würfelzucker)
- Hirz Joghurt Chocolat Splitter, Nestlé: 18 g pro 100 g (4,5 Würfelzucker)
Die Bio Familia AG sagt, bei den langjährigen Produkten müsse eine Zuckerreduktion sachte angegangen werden. Die Wander AG rechtfertigt den hohen Zuckergehalt damit, der deklarierte Zucker enthalte auch den natürlichen Zuckeranteil des Getreides. Wie viel Zucker dem Müesli zugesetzt wird, wollte die Firma jedoch nicht sagen.
Aldi argumentiert, die versprochene Zuckerreduktion ziele nicht auf einzelne Produkte ab, sondern auf den Durchschnitt der gesamten Produktepalette. Man gehe davon aus, die Ziele bis 2024 zu erreichen. Auch Lidl zeigt sich zuversichtlich, das Ziel bis in drei Jahren zu erreichen.
Nestlé schreibt zum Hirz-Joghurt, man habe den Zuckergehalt in sieben Jahren um 15 Prozent gesenkt. Nesquik Petit dagegen falle nicht unter die Kategorie Joghurt, sondern sei ein «Kinderdessert» – und damit von der Verpflichtung zur Zuckerreduktion ausgenommen. Dem widerspricht das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit: Joghurts, die als Desserts vermarktet würden, seien ebenfalls Teil der Verpflichtung.
Die Migros rechtfertigt den hohen Zuckeranteil damit, die Verpflichtung zur Zuckerreduktion beziehe sich auf den Durchschnitt aller Joghurts.