Inhalt
saldo 16/2002
09.10.2002
Befeuchtete Luft soll während der Heizperiode für Wohlgefühl sorgen. Aber: Gerade für Allergiker sind Luftbefeuchter ein Gesundheitsrisiko.
Viele Menschen empfinden im Winter die Heizungsluft als zu trocken. Die Folgen: Der Hals kratzt, die Nasenschleimhäute trocknen aus, und das Infektionsrisiko für die Atemwege steigt. Luftbefeuchter werden als Rettung gegen trockene Luft angepriesen - wenn gewünscht, mit erotisierender Duftnote. Die Werbung behauptet, Allergiker würden ...
Befeuchtete Luft soll während der Heizperiode für Wohlgefühl sorgen. Aber: Gerade für Allergiker sind Luftbefeuchter ein Gesundheitsrisiko.
Viele Menschen empfinden im Winter die Heizungsluft als zu trocken. Die Folgen: Der Hals kratzt, die Nasenschleimhäute trocknen aus, und das Infektionsrisiko für die Atemwege steigt. Luftbefeuchter werden als Rettung gegen trockene Luft angepriesen - wenn gewünscht, mit erotisierender Duftnote. Die Werbung behauptet, Allergiker würden sich bei befeuchteter Luft wohler fühlen. Medizinisch lässt sich das nicht belegen. Fest steht hingegen, dass immer mehr Menschen an allergischen Krankheiten leiden. «Das allergische Asthma hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Beim Heuschnupfen stellen wir eine noch massivere Zunahme fest», erklärt Bernhard Aufdereggen von Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz.
Vernebler: Jedes Wassertröpfchen ein Bakterienträger
Bei falscher Handhabung können Luftbefeuchter allergische Beschwerden insbesondere der Atemwege verstärken. Besonders problematisch sind die so genannten Ultraschall-Vernebler. Sie zerstäuben Wasser mechanisch und geben einen feinen Sprühnebel ab. Jedes Wassertröpfchen ist ein Bakterienträger. Je schlechter diese Geräte gereinigt werden, desto mehr Krankheitserreger verschleudern sie. Die Bakterien können Reizungen der Schleimhaut, Infektionen der Luftwege bis hin zu Lungenentzündungen verursachen.
«Aus hygienischer Sicht sind diese Geräte am gefährlichsten», sagt Professor Friedrich Roth, ehemaliger Chefarzt der Abteilung für Intensivbehandlung am Inselspital Bern. Asthmatikern rät er von solchen Geräten ab. Er hat auf der Intensivabteilung mit Beatmungsgeräten, deren Luftbefeuchter nach dem Zerstäuberprinzip funktionieren, dramatische Erfahrungen gemacht: «Es gab fürchterliche Lungenentzündungen bei beatmeten Patienten.» Roth hat in Versuchen auch die Behauptung von Herstellern widerlegt, wonach Bakterien durch Ultraschall vernichtet würden. Die Erfolgsrate betrug gerade mal 10 Prozent.
Das hygienische Risiko lässt sich bei Ultraschall-Verneblern nur durch regelmässige Entkeimung verkleinern. Darauf weisen die Hersteller auch in den Gebrauchsanleitungen hin. Durch die regelmässige Zugabe von antibakteriellen Tabletten ins Wasser werden Bakterien abgetötet.
Verdampfer: Aus hygienischer Sicht am besten
Unproblematisch sind aus hygienischer Sicht Luftbefeuchter, die Wasser durch Erhitzen auf fast 100 Grad Celsius verdampfen. Dadurch werden Bakterien und Pilze vollständig abgetötet. Die Verdampfer haben allerdings gewichtige Nachteile: Wenn sie ohne Feuchtigkeitsregler (Hygrometer) betrieben werden, besteht die Gefahr, dass die Luftfeuchtigkeit tropische Ausmasse annimmt. Das ist der ideale Nährboden für Hausstaubmilben, die allergische Reaktionen auslösen können. Hinzu kommt, dass Verdampfer bis zu zehn Mal mehr Strom verbrauchen als Zerstäuber und Verdunster.
Verdunster: Sehr günstig im Stromverbrauch
Bezogen auf den Stromverbrauch schneiden Verdunster am besten ab. Bei diesen Geräten bläst ein Ventilator Raumluft gegen feuchte Filtermatten oder rotierende Scheiben. Die Wärme für die Verdampfung wird der Luft entnommen.
Aus hygienischer Sicht sind die Verdunster den Ultraschall-Verneblern eindeutig vorzuziehen. Die bakterielle Sauberkeit von Verdampfern erreichen Verdunster allerdings nicht. Keime, die sich auch in Verdunstern bilden, gelangen aber nicht in die Raumluft. Sie bleiben an den Filtermatten oder -scheiben hängen. Die Filter müssen jedoch regelmässig ausgewechselt werden. Es empfiehlt sich auch, bei jedem Wasserwechsel eine Entkeimungstablette zuzugeben. Damit wird verhindert, dass sich Bakterien im Verdunster vermehren.
Armin Braunwalder, Jürg Nipkow
Luftbefeuchter im Vergleich
Das deutsche Konsumentenmagazin «Öko-Test» (11/2001) hat Haushalt-Luftbefeuchter getestet. Geprüft wurden die technischen Aspekte der Geräte, die Verkeimung sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis. Von den acht Geräten sind vier in der Schweiz erhältlich.
Drei erhielten im Test die Gesamtnote «gut»: Solis 744 Air Clean Combi (Fr. 660.-), Turmix Top Air 2002 (Fr. 359.-) und Hebor BH-871 FB Ultrastar (Fr. 419.-). «Ausreichend» lautet das Testergebnis für Plaston Air-O-Swiss AOS (Fr. 390.-).
Auf der Internetseite www. topten.ch sind detailliertere Angaben über den Test nachzulesen. Es wird auch erklärt, was unternommen werden kann, damit kein Luftbefeuchter nötig ist. Falls aber ein Luftbefeuchter die beste Lösung ist, lohnt es sich, neben hygienischen und energetischen Kriterien auch den Geräuschpegel zu beachten.