Landwirt Martin M. aus dem Kanton Zürich sagt: «Der Fenaco geht es nur noch um den Gewinn.» Für Saatgut, Futtermittel oder Dünger zahle er anderswo gleich viel oder gar weniger. Und wenn er seine Rinder an die Fenaco Tochter Anicom verkaufe, drücke diese den Preis und gehe unter die publizierten Schlachtviehpreise des Branchenverbandes Pro Viande.
Auch Fenaco-Genossenschafter Thomas R. kritisiert den Agro-Konzern. Seine lokale Genossenschaft betreibt in einer Zürcher Gemeinde einen Landi-Markt. Die Landi gehört zur Fenaco. Der Laden laufe ausgezeichnet. Den grossen Profit mache aber die Fenaco – und nicht die Genossenschafts-Bauern, die den Laden betreiben und das finanzielle Risiko tragen. Fenaco schreibe das Sortiment vor und gewähre nur kleine Margen.
Die Fenaco erzielt einen Jahresumsatz von 6 Milliarden Franken. Sie stellt sich gern als Selbsthilfeorganisation der Bauern dar. Auf dem Papier ist die Fenaco eine Genossenschaft, die den 202 Landi-Genossenschaften der Schweiz gehört – mit 42 000 Bauern als Genossenschaftern. Wirklich mitbestimmen kann ein Bauer aber nur auf Stufe der lokalen Genossenschaft.
Reserven sind mittlerweile auf 1,49 Milliarden angewachsen
Die Macht liegt bei der 19-köpfigen Verwaltung der Fenaco, gewählt von der Delegiertenversammlung. Je grösser der Umsatz einer Landi-Genossenschaft, desto mehr Delegiertenstimmen hat sie. Die Verwaltung liest die Kandidaten aus und schlägt den Delegierten genauso viele vor, wie es Sitze gibt. Deshalb werden jeweils alle Vorgeschlagenen gewählt. Für Andreas Bosshard vom Verein Vision Landwirtschaft ist klar: «Bei der Fenaco ist es ähnlich wie bei der Migros: Die Besitzer haben nichts zu sagen.»
Die neusten Geschäftszahlen stammen von 2016. Die Fenaco erzielte einen Gewinn von 96,8 Millionen Franken. 7 Millionen Franken davon gingen als Zins an die Genossenschafter – pro Mitglied gab es 167 Franken. Der Löwenanteil des Profits floss in die Reserven. Diese betragen gigantische 1,49 Milliarden Franken. Der Konzern steckt viel Geld in Übernahmen und wächst stets.
Schon 2009 kauften die Bauern gemäss Preisüberwacher 50 bis 60 Prozent der Saatkartoffeln bei der Fenaco, beim Dünger waren es bis zu 80 Prozent und bei Pflanzenschutzmitteln bis 60 Prozent (saldo 17/2014). 2015 betrug der Marktanteil der Fenaco-Gruppe bei den Futtermitteln 55 bis 60 Prozent.
Zahlen die Bauern zu viel, merken das die Konsumenten
Wer so viel Marktmacht hat, bestimmt die Preise. Zahlen die Bauern zu viel für Dünger & Co., verteuert das Lebensmittel wie Gemüse, Milch und Fleisch. Das merkt auch der Konsument. Gleichzeitig stehe die Fenaco für eine kostenintensive und nicht nachhaltige Landwirtschaft, sagt Andreas Bosshard.
Fenaco-Sprecherin Alice Chalupny meint, der Konzern sei keineswegs ein Treiber einer konstenintensiven Produktionsweise. Man versuche, die Bauern auf eine marktorientierte und nachhaltige Landwirtschaft auszurichten. «Wir sehen sie als Unternehmer.» Das könne zu Spannungen zu führen. Wer es gut mache, könne mit einem Landi-Markt ein florierendes Geschäft unterhalten.