Studieren ist teuer. Die Ausgaben fürs Studium und die Lebenshaltungskosten variieren je nach Wohnort und Ausbildung zwischen 20 000 und 30 000 Franken pro Jahr. Eine happige Summe, die nicht jeder Student und nicht alle Eltern aufbringen können.
Kein Wunder, locken Firmen vor allem im Internet mit schnellem Geld für die Ausbildung. Doch wer die Angebote genau anschaut, stellt fest: Kredite gibt es nicht. Es geht vor allem darum, Broschüren, Abos und Adresslisten zu verkaufen.
Diese Erfahrung machte zum Beispiel der 20-jährige Zürcher Maturand A.H. Er will im Herbst an der Uni Zürich ein Studium der Volkswirtschaft beginnen und ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Deshalb konsultierte er Stipendium.ch. Hinter dieser Website stehen zwei Privatpersonen aus dem Kanton Zürich. Auf Stipendium.ch füllte A.H. das «Anfrageformular Stipendien» aus. Er musste unter anderem E-Mail-Adresse, Wohnort und Telefonnummer angeben. Bald erhielt er per Mail Antwort. Man habe «über 10 Stiftungen und Fonds gefunden, die als Stipendiengeber in Frage kommen». Will A.H. die Namen und Adressen erfahren, muss er dafür 78 Franken bezahlen. Will er selber recherchieren, kann er für jährlich Fr. 39.90 ein Abo abschliessen, das ihm Zugang zu einer «Stipendiendatenbank» öffnet. Ein elektronisches «Stipendienhandbuch» kostet Fr. 9.90.
Auf der Website wird A.H. darauf hingewiesen, er könne auch bei Bobmoney.ch einen Bildungskredit aufnehmen. Bobmoney.ch gehört zur Valora-Gruppe und vergibt teure Kleinkredite. A.H. versucht es. Doch er kann sich nicht für einen Kredit bewerben. Er wird auf die telefonische Hotline verwiesen. Dort erfährt er, dass es ohne Festanstellung keinen Kredit gebe.
A.H. versucht es als Nächstes bei der Website Splendit.ch. Nachdem A.H. eine «Identifikationsgebühr» von 5 Franken bezahlt hat, kann er an Auktionen für Darlehensvergaben teilnehmen. Splendit vermittelt Studenten an Privatinvestoren: Wer einen Darlehensgeber gefunden hat, zahlt während der Laufzeit jährlich 120 Franken Gebühren plus die abgemachten Zinsen. Splendit gibt an, in den letzten 2 Jahren 44 Bildungskredite in der Höhe von durchschnittlich 26 800 Franken mit einem Zins von 6,6 Prozent vermittelt zu haben. Betreiber der Website sind zwei Zürcher Ökonomen. Im Beirat sitzt Olaf Kübler, ehemaliger ETH-Präsident.
Rückzahlung von Darlehen ist eine lange Belastung
Charles Stirnimann, Leiter des Amts für Ausbildungsbeiträge des Kantons Basel-Stadt, rät: «Hände weg von Darlehen privater Investoren.» Die Rückzahlung dauere lange. Ein Darlehen sei für Berufseinsteiger eine Belastung.
Aber gibt es Alternativen? Kantonalbanken bieten keine Kredite für Erstausbildungen an. Eine Ausnahme ist die Walliser Kantonalbank. Sie vergab letztes Jahr 100 Ausbildungskredite in der Höhe von durchschnittlich 45 000 Franken. In Frage kommen aber nur Studenten mit Wohnsitz im Kanton. Oder mit Eltern, die Kunden der Bank sind oder im Wallis eine Zweitwohnung besitzen.
Erste Adresse für Darlehen bleiben die Kantone. In Frage kommen aber nur Studenten, deren Eltern für die Erstausbildung nicht aufkommen können. Die Kantone vergeben Darlehen sehr unterschiedlich: In ZH, GR und VD erhielten 2015 laut Bundesamt für Statistik weniger als 1 Prozent der Studenten ein Darlehen, im Kanton Solothurn 19 Prozent.
Ausbildungsfinanzierung: Bund und Kantone informieren gratis
Wer sich über Stipendien und Darlehen informieren will, erhält von Bund und Kantonen kostenlos ausführliche Informationen und teils auch persönliche, kostenlose Beratungen zur Studienfinanzierung. Die kantonalen Stipendienämter geben zusätzlich ausführliche Informationen über privatrechtliche Stiftungen und Fonds, bei denen man sich ebenfalls für finanzielle Unterstützung bewerben kann.
Die wichtigsten Websites:
Kantone: Auf Stipendien.educa.ch findet man Basisinformationen zu kantonalen Darlehen und Stipendien. Mit Links zu allen kantonalen Stellen, die für die Vergabe zuständig sind.
Private Stiftungen: Auf www.saldo.ch/eo7e68 findet man Stiftungen mit Bezug zum Thema Ausbildung, inklusive Informationen zum Stiftungszweck.