Ein Karton mit sechs Schweizer Eiern aus Bodenhal-tung kostet in der Migros Zürich-Stadelhofen Fr. 2.45. Das sind 40,8 Rappen pro Ei. Im selben Regal stehen Eier-kartons mit Schweizer Eiern aus Freilandhaltung für Fr. 3.60. Ein Ei kostet 60 Rappen.
In beiden Kartons liegen Freilandeier. Das verrät der aufgedruckte Code (siehe Kasten): Die 1 am Anfang steht für Freilandhaltung. Die 414 verrät, dass das Ei vom Hof von Walter und Ruedi Bührer aus Bibern SH stammt.
Die Eierbranche gibt die Falschdeklaration zu
Die Eierhändler deklarieren jedes Jahr Millionen von Schweizer Freilandeiern als Eier aus Bodenhaltung. Das lässt sich aus den Erhebungen des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) schliessen. Von den 2,8 Millionen Legehennen in der Schweiz leben 60 Prozent in Freilandhaltung, gut 20 Prozent in Bodenhaltung. Von den 573 Millionen im Detailhandel verkauften Schweizer Eiern sind aber nur 35 Prozent als Freilandeier deklariert. 46 Prozent stammen angeblich aus Bodenhaltung.
Vertreter der Eierbranche geben auf Anfrage von saldo die Falschdeklaration zu. Migros, Coop, Denner, Aldi und Lidl räumen ein, dass Kunden in einem mit Bodenhaltung angeschriebenen Karton Freilandeier vorfinden können – ersichtlich am aufgedruckten Code.
Der Verkauf von Freiland- als günstigere Bodenhaltungseier ist für die Eierhändler wie die Migro-Tochter Lüchinger + Schmid kein grosses Verlustgeschäft. Denn die Hühnerhalter bekommen für ein Bodenhaltungsei durchschnittlich 21,7 Rappen, für ein Freilandei nur einen halben Rappen mehr. Das geht aus den Marktanalysen des Bundes hervor.
Die Gewinnmarge auf Eiern aus Freilandhaltung ist deutlich höher als auf jenen aus Bodenhaltung: Die Migros verlangt für Schweizer Freilandeier rund anderthalb Mal so viel wie für Bodenhaltungseier. Die Migros erklärt, sie zahle den Hühnerhaltern einen höheren Freilandzuschlag wie vom Bund berechnet. Konkrete Zahlen nennt die Migros nicht.
Der Bund subventioniert den Auslauf ins Freie
Bauern, die ihre Eier als Freilandeier verkaufen, müssen den Legehennen zwingend Auslauf ins Freie gewähren. Die Weidefläche pro Henne ist in einer Verordnung mit 2,5 Quadratmetern festgelegt. Für diesen Mehraufwand erhalten die Hühnerzüchter nicht nur etwas mehr Geld von den Abnehmern, sondern zusätzlich auch Direktzahlungen vom Bund.
Das heisst: Der Konsument zahlt zweimal für den Mehraufwand: einmal als Steuerzahler und einmal beim Kauf im Laden.
Das sagt der Eier-Code
Haltungsart
0=Bio
1=Freiland
2=Bodenhaltung
Herkunftsland
Betriebsnummer des Produzenten
Legedatum
Wer anhand der Betriebsnummer herausfinden will, welcher Bauernbetrieb die Eier produziert hat, muss sich an
die Detailhändler wenden. Zum Teil muss man die Auskunft telefonisch beim Kundendienst einholen (Coop, Denner, Lidl), zum Teil ist die Information über die Website der Detailhändler (Migros, Aldi, Spar) abrufbar.