saldo fand Antibiotika im Naturprodukt
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saldo 7/2000
12.04.2000
Honig gilt als reines und gesundes Produkt - doch der Schein trügt. saldo liess 15 Honige untersuchen. Resultat: In knapp einem Drittel finden sich zum Teil sehr hohe Antibiotika-Rückstände.
Mutter, gib deinem Kinde Honig!" Diesen Ratschlag beherzigten schon unsere Grosseltern. Auch heute hat Honig nichts von seiner Beliebtheit eingebüsst. Sei es auf dem Sonntagszopf, als Süssstoff, zum Backen oder als Hausmittel gegen Husten. Honig wird - nicht nur von Kindern - als gesundes...
Honig gilt als reines und gesundes Produkt - doch der Schein trügt. saldo liess 15 Honige untersuchen. Resultat: In knapp einem Drittel finden sich zum Teil sehr hohe Antibiotika-Rückstände.
Mutter, gib deinem Kinde Honig!" Diesen Ratschlag beherzigten schon unsere Grosseltern. Auch heute hat Honig nichts von seiner Beliebtheit eingebüsst. Sei es auf dem Sonntagszopf, als Süssstoff, zum Backen oder als Hausmittel gegen Husten. Honig wird - nicht nur von Kindern - als gesundes, natürliches Nahrungsmittel geschätzt.
Umso befremdender das Resultat des saldo-Tests: Bei knapp einem Drittel der geprüften Honige fand das Labor Rückstände von Antibiotika - Medikamenten, die nicht in Lebensmittel gehören. Deshalb hat das Bundesamt für Gesundheit Toleranzwerte erlassen. Die vier Honige, bei denen Antibiotika nachgewiesen wurden, haben diese Toleranz-werte überschritten - sie gelten also als verunreinigte Lebensmittel.
Fündig wurde das Kantonale Laboratorium Bern, das den Test im Auftrag von
saldo durchführte, bei folgenden Produkten: Blüten-Akazien-Honig Biophar, Langnese, Landhonig von Migros und Schweizer Blütenhonig von Globus. Sie schnitten beim Gesamturteil denn auch mit der Note
ungenügend ab.
Bei diesen Honigen konnte das Labor keine Antibiotika-Rückstände feststellen: Schweizer Honig von Coop, Französischer Honig von Migros, Schweizer Honig von Migros, Feiner Blütenhonig von Denner, Honig von Coop, Echter ausländischer Akazienbienenhonig von Globus, Akazien von Morga, Blütenhonig Max Havelaar von Coop, Maya Max Havelaar, Bauernhonig Nectaflor und Blütenhonig von Migros.
Die höchste Antibiotika-Konzentration - das 80fache des zulässigen Toleranzwertes - fand sich in einem inländischen Honig: dem Schweizer Blütenhonig von Globus. Mit Fr. 12.90 ist dieser Honig erst noch das teuerste getestete Produkt. Globus hat auf Grund des Testergebnisses sofort reagiert, den Honig in sämtlichen Filialen aus dem Verkauf genommen und vernichtet.
Der Einsatz von Antibiotika ist in der Schweiz verboten
Wie ist es möglich, dass sich im Honig Rückstände des Arzneimittels befinden? Im Ausland wird die Faulbrut, eine bakterielle Krankheit der Bienen, teilweise mit Antibiotika bekämpft. "Wenn die Antibiotika nicht vorschriftsgemäss angewendet werden, kommt es zu Rückständen im Honig", so Stefan Bogdanov, Verantwortlicher Ressort Bienenprodukte des Zentrums für Bienenforschung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Milchwirtschaft.
In der Schweiz hingegen ist der Einsatz von Antibiotika nicht erlaubt. Das Tierseuchengesetz schreibt den Imkern vor, dass sie bei einem Befall von Faulbrutdas ganze Bienenvolk vernichten müssen.
Rückstände von Antibiotika in den Schweizer Honigen sind denn auch die Ausnahme. Dies zeigen die Untersuchungen der Kantonalen Laboratorien Bern, Zürich und Genf von 1999. Von total 310 getesteten ausländischen Honigen fanden sich in 107 Produkten Rückstände. Beim Schweizer Honig wurden 93 Proben genommen, jedoch nur in einem Fall Antibiotika nachgewiesen.
Erstaunlich, dass beim saldo-Test der Schweizer Blütenhonig von Globus am schlechtesten abschnitt. Eine Erklärung für den hohen Gehalt an Antibiotika hat das Nobel-Warenhaus bisher nicht. Auch die Lieferantin des Honigs, Elisabeth Müller-Keller aus Agno TI, ist ratlos: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Antibiotikum in den Honig kommt." Sie habe das Mittel nicht eingesetzt, denn seit über 30 Jahren hätte sie bei ihren Bienen keine Faulbrut mehr gehabt. "Wir untersuchen intensiv, woher die Rückstände stammen könnten", so die Imkerin.
Auch im Migros-Landhonig fand das Labor Spuren zweier verschiedener Antibiotika. Ein Wert ist gar dreimal höher als der Toleranzwert. Der Langnese-Bienenhonig enthielt zweimal mehr Rückstände als erlaubt. Ebenfalls über dem Toleranzwert lag der Biophar-Blüten-Akazien-Honig.
Die Grossverteiler lassen ihre Produkte weiter im Verkauf
saldo hat die Hersteller mit den Testresultaten konfrontiert. Migros und Oetker (Importeur des Langnese-Honigs) verweisen auf ihre eigenen Laborbefunde: Diese hätt