Fertig-Salatsaucen füllen in den Supermärkten ganze Regale. Laut den Grossverteilern verkaufen sich Produkte aus dem Kühlregal besser als solche, die sich bis zum Öffnen ungekühlt aufbewahren lassen. Am beliebtesten sind Saucen der Kategorie «French Dressing». Hauptbestandteile sind Sonnenblumen- oder Rapsöl, Essig und Senf. Der Vorteil der fertigen Mixturen: Sie sind lange haltbar und geben keine Arbeit. Doch wie sieht es geschmacklich aus?
saldo lud fünf Lebensmittel- und Gastronomieexperten zu einer Degustation ein. Die Fachleute erhielten 14 französische Salatsaucen vorgesetzt. In der Auswahl waren 8 Produkte, die schon vor dem Öffnen gekühlt gelagert werden müssen. Die anderen 6 Dressings kann man vor dem Gebrauch ungekühlt aufbewahren. Die Haltbarkeitsdaten lagen zwischen eineinhalb und acht Monaten. Die Preise für einen Liter Dressing unterscheiden sich stark: Die Bandbreite reicht von Fr. 1.99 bis zu Fr. 17.80.
Die Degustation erfolgte blind. Das heisst: Die Degustanten wussten nicht, welche Saucen ihnen aufgetischt wurden. Ihre Aufgabe war es, die Proben nach Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz zu beurteilen (siehe Kasten «So wurde degustiert»).
Am besten war eine der günstigsten Saucen
Das Resultat: Die Experten fanden nur an wenigen Saucen Gefallen. Gerade mal 4 der 14 Produkte schmeckten ihnen einigermassen gut. Am besten mundete der Jury «Le Gusto French Dressing» von Aldi – eine der beiden günstigsten Saucen. Sie roch dezent nach Kräutern, hatte einen guten Geschmack und eine feine Konsistenz. «Insgesamt geprägt vom Essig, aber angenehm gewürzt», kommentierte Gastronomiefachmann und Koch Hans Georg Babits.
Knapp dahinter, ebenfalls noch mit dem Urteil «gut», liegen die French Dressings von Denner, Anna’s Best (Migros) und Mövenpick. Auch sie sind harmonisch und rund im Geschmack. Bei der Denner-Sauce bemängelten die Tester aber ein Zuviel an Estragon, bei Anna’s Best zu grosse Zwiebelstücke und bei Mövenpick die relativ dicke, pappige Konsistenz.
Die französische Salatsauce des Familienunternehmens Bruno’s Best aus Sarnen OW verfehlte die Note «gut» nur knapp. Dem Dressing fehle der «Pepp», sagten die Experten, das Produkt sei zu wenig gesalzen.
Merkwürdige Farbe, bitterer Geschmack
Ebenfalls die Note «genügend» gab es für «Saladinettes» von Lidl, «Jeden Tag» von Spar, M-Classic von Migros (ungekühlt haltbare Variante) sowie die beiden Dressings von Thomy: Das Light-Produkt der Traditionsmarke von Nestlé gefiel den Testern etwas besser als das normale French Dressing. Es wurde aber generell als sehr süss empfunden.
Die restlichen 4 Saucen von Qualité & Prix (Coop), Frifrench, Globus und Prix Garantie (Coop) schmeckten der Jury gar nicht. Sie erhielten die Note «ungenügend». Am Ende der Skala rangiert das French Dressing der Coop-Billigmarke Prix Garantie. Sensoriker Reinhard Schneller attestierte ein «käseartiges Fehlaroma». «Im Hals hat man ein Nachbrennen der Säure», notierte Jungkoch Norman Hunziker.
Kein Pardon kannten die Experten auch bei der teuersten Sauce im Vergleich von Globus. Das Dressing sei viel zu dickflüssig, fast wie ein Joghurt oder Brotaufstrich. Kurt Schempp, Koch und Gastronomieberater: «Feine Salate werden so schnell pampig.» Zum Geschmack gab es Kommentare wie «undefinierbar, aber deutlich bitter» oder «unspezifische Kräuternote». Schlicht «lasch» fand Küchenchef Marco Goerg die Globus-Sauce.
Geschmacksverstärker in vielen Saucen
Oft dominiere ein universelles Bratensaucenaroma, hielt die Jury fest. Das lasse auf Geschmacksverstärker schliessen. Auch wirkten viele Saucen schleimig.
Globus entgegnet, eine interne Verkostung habe ergeben, dass die von saldo degustierte Charge von der regulären Rezeptur abweiche. Man habe umgehend mit dem Produzenten Kontakt aufgenommen, damit diese Abweichung in Zukunft nicht mehr vorkomme. Die Konsistenz des Dressings sei aber bewusst etwas dickflüssiger gewählt. Der gewaschene Salat verwässere sonst die Sauce zu stark.
Laut Coop decken sich die saldo-Resultate nicht mit den eigenen Erfahrungen. Mediensprecher Ramón Gander: «Bei uns sind bisher keine Beanstandungen eingegangen, und bei Degustationen haben die beiden Saucen ebenfalls gut abgeschnitten.»
Der Frifrench-Geschäftsführer, Urs Helfenstein, zeigt sich ebenfalls überrascht über das ungenügende Abschneiden seines Produkts. Die Salatsauce habe in bisherigen Tests immer die besten Resultate erzielt.
Der Hersteller von «Bruno’s Best» wehrt sich gegen den Kommentar «fleischig-rauchig» bei seiner französischen Salatsauce. Diese Aussage sei irreführend. Michael Arnold, Assistent der Geschäftsleitung: «Alle Produkte von Bruno’s Best sind vegetarisch.»
So unterschiedlich die Geschmacksurteile sind, eines ist nach der Degustation klar: Ein Fertig-Dressing kommt nicht an eine frisch zubereitete Salatsauce heran. Um diese herzustellen, braucht man höchstens ein paar Minuten.
French Dressing, selbst gemacht
Das sind die Zutaten für ein Grundrezept für vier Personen:
- 1 Teelöffel Senf
- 2 Esslöffel Weissweinessig
- 4 Esslöffel Sonnenblumen- oder Rapsöl
- 2 Esslöffel Mayonnaise
- Salz, Pfeffer
Die Sauce lässt sich nach Belieben mit einer halben, kleingehackten Zwiebel verfeinern. Auch frische Petersilie oder ein halber Teelöffel getrocknete Kräuter sind eine gute Ergänzung. Wer Kalorien sparen möchte, ersetzt einen Teil des Öls durch Bouillon.
So wurde degustiert
saldo hat 14 französische Fertig-Salatsaucen von einer Fachjury degustieren lassen. Die Saucen wurden leicht gekühlt serviert. Die Experten beurteilten die Produkte nach vier Kriterien und verteilten Noten von 1 bis 6:
Aussehen: Wie ist der optische Eindruck? Sieht die Sauce appetitlich aus? Ist ihre Farbe ansprechend? Fliesst sie gut vom Löffel?
Geruch: Riecht die Sauce frisch oder alt? Duftet sie angenehm? Oder überwiegen einzelne Bestandteile wie Kräuter oder Essig?
Geschmack: Schmeckt das Dressing ausgewogen? Ist der Geschmack auf der Zunge salzig, sauer, bitter oder süss?
Konsistenz: Wie fühlt sich die Sauce im Mund an?