Mit dem Spruch «Whitening ist jetzt gesund» wirbt das Baselbieter Unternehmen Credentis in Zeitungsinseraten für sein Dentalpflege-Produkt «vVardis». Hinter der Firma stecken die bekannten Zahnarzt-Zwillinge Haleh und Golnar Abivardi.
Die zwei Frauen wurden mit dem Verkauf ihrer Zahnarztkette Swiss Smile reich und investieren nun in neue Produkte. «vVardis» verbinde «Natur mit Wissenschaft» und enthalte «die revolutionäre WX-Formel, welche Ihre Zähne sofort für längere Zeit aufhellt und dabei maximalen Schutz bietet.» Es sei «klinisch bestätigt» und «von Zahnärzten empfohlen».
Tatsache ist: Wer seine Zähne aufhellt, geht Risiken ein. Zahnärzte bleichen sie meist mit Wasserstoffperoxid in hohen Konzentrationen. Die Zähne werden so aufgeraut und reagieren sensibler auf Hitze und Druck (saldo 1/2017). Das Zähnebleichen kostet mehrere Hundert Franken.
Günstigere Mittel für die Heimanwendung wie Weissmacher-Zahnpasten sind ebenfalls bedenklich, weil die Partikel den Zahnschmelz angreifen.
Insofern besteht ein Bedürfnis nach einer gesunden Alternative für den heimischen Gebrauch, wie es «vVardis» verspricht. Doch gerade billig ist das Produkt nicht: Eine Packung «vVardis Aletsch Zahnbleaching Konzentrat» kostet bei der Apotheken-Kette Amavita 250 Franken.
Wer an der Wirkung zweifelt, wird mit folgendem Hinweis beruhigt: «Die Wirksamkeit der Zahnaufhellung ist klinisch bestätigt (Bommer et al. 2018) und von Zahnärzten empfohlen.» Doch die angeblich wissenschaftliche Studie ist ein Auftragswerk von Credentis. Mitautorin ist Claudine Bommer. Sie ist als Geschäftsleitungsmitglied bei Credentis verantwortlich für klinische Studien. Kommt hinzu: Die Studie aus dem Jahr 2014 wurde an nur 40 Personen durchgeführt.
Hauptwirkstoff von «vVvardis» ist das Peptid P11-4. Peptide sind kleine Eiweisse, die unter anderem bei Menschen und Pflanzen als Botenstoffe dienen. Credentis schickte saldo eine Referenzliste mit über hundert zahnmedizinischen Studien, welche die positive Wirkung von Peptid P11-4 belegen sollen. Allerdings beziehen sich diese fast ausschliesslich auf einen anderen Effekt, die Remineralisation des Zahnschmelzes – aber nicht auf die beworbene Aufhellung.
Wissenschaftliche Belege zur Wirkung gibt es kaum
saldo bat die Zahnmedizinische Klinik der Universität Bern, die Versprechen von Credentis zu prüfen. Thiago Saads Carvalho, leitender Forscher, kommt zum Schluss: «Ob Peptid P11-4 die Zähne aufhellt, hat nur eine Handvoll Studien untersucht.» Zwar kommt die Auftragsstudie der Baselbieter Firma zum Schluss, dass die Zähne von Auge sichtbar heller wurden. Saads Carvalho betont jedoch, dass es schwierig sei, den Aufhellungseffekt nachzuweisen, weil es sich meist um Labor- und nicht klinische Studien handle.
Mit der Kritik konfrontiert, verweist Credentis auf Ulrich Saxer, ehemaliger Professor für Parodontologie und Präventivzahnmedizin an der Universität Zürich. Saxer sagt, die Credentis-Firmengründerinnen hätten zwar bei ihm studiert, sonst bestünden aber keine Verbindungen. Er hält den Aufhellungseffekt für genügend erwiesen: «Bei Innovationen gibt es anfangs immer wenige Studien, doch die angewandten Methoden halte ich für seriös.»