Ein Platz in einem Schweizer Pflegeheim ist teuer. Die Selbstkosten betragen für Bewohner bis zu 300 Franken pro Tag (saldo 3/16). Krankenkasse und öffentliche Hand übernehmen nur die Pflegekosten. Am Bewohner bleiben die Kosten für Hotellerie, Betreuung und Pflegeselbstbehalt hängen. Gemäss Bundesamt für Statistik zahlen Pflegeheimbewohner rund zwei Drittel der Gesamtkosten aus der eigenen Tasche.
Zur Bezahlung des Pflegeheimaufenthalts müssen das Renteneinkommen und das Vermögen der Bewohner herhalten. Reichen Rente, Vermögen und allfällige weitere Einkünfte nicht aus, um die Pflegekosten zu decken, können Betroffene Ergänzungsleistungen der AHV beantragen.
Eine weitere Möglichkeit ist eine private Pflegeversicherung. Doch lohnt sich ein Abschluss? saldo hat die Policen der Versicherer verglichen. Ergebnis:
«Cura» von Helsana
Bei ihrem Eintritt ins Pensionsalter erhalten bei der Krankenkasse Helsana alle Kunden mit einer Spitalzusatzversicherung automatisch die Pflegeversicherung Cura. Wer sie nicht will, muss sie ablehnen.
Die Prämie kostet 180 bis 1020 Franken pro Jahr. Je nach Typ der Spitalzusatzversicherung betragen die Tagespauschalen, die bei einem Pflegefall ausgezahlt werden, zwischen 30 und 90 Franken. Dieses Geld muss man für die Kosten im Pflegeheim oder eine ärztlich verordnete Haushalthilfe einsetzen. Die Auszahlung erfolgt zeitlich unbeschränkt.
Der Haken: Die Wartefrist beträgt 720 Tage. Eine versicherte Person erhält also erst Taggelder, nachdem sie zwei Jahre pflegebedürftig war.
Versicherte, die keine Spitalzusatzversicherung abgeschlossen haben, können bis Alter 70 eine Cura-Pflegeversicherung abschliessen. Die Helsana verlangt aber eine Gesundheitsprüfung. Dafür können solche Neukunden eine kürzere Wartefrist wählen.
- Kostenbeispiel: Die Jahresprämie für einen 65-jährigen Mann in der Stadt Zürich beläuft sich bei einem Taggeld von 100 Franken und einer Wartefrist von 180 Tagen auf Fr. 1412.40.
«Vivante» von Helsana
Vivante erbringt im Gegensatz zu Cura auch Leistungen, ohne dass der versicherten Person bereits Pflegekosten entstanden sind. Einzige Bedingung ist eine nachgewiesene Pflegebedürftigkeit. Vor Abschluss ist eine Gesundheitsprüfung erforderlich. Über die ausgezahlten Taggelder kann die versicherte Person frei verfügen. Versichern lassen sich Taggelder zwischen 40 und 180 Franken. Das volle Taggeld erhält der Patient aber nur, wenn die Pflegebedürftigkeit gemäss einem Fragebogen von Helsana die höchste Stufe erreicht. Sonst gibts lediglich einen Teil davon. Zudem muss «gemäss medizinischen Erkenntnissen für mindestens sechs Monate in erheblicher Weise die Hilfe Dritter» ausgewiesen sein.
Immerhin: Eine Wartefrist nach Eintritt der Pflegebedürftigkeit besteht nicht und die Helsana bezahlt die Leistungen zeitlich unbeschränkt.
- Kostenbeispiel: Die Prämie für einen 65-jährigen Mann mit Wohnort Zürich beträgt für ein Taggeld von 100 Franken Fr. 1399.20 pro Jahr. Je jünger der Versicherte beim Abschluss ist, desto tiefer ist die Prämie. Ist der Kunde beim Abschluss von Vivante beispielsweise 50-jährig, beträgt die Prämie Fr. 631.20. Die Prämienstufe bleibt dann in der ganzen Laufzeit unverändert.
«Protect Care» von Swiss Life
Bei Protect Care zahlt die Swiss Life an Versicherte, die auf Pflege angewiesen sind, eine lebenslange Rente aus. Der ausgezahlte Prozentsatz der Rente ist vom Grad der Pflegebedürftigkeit abhängig. Die Swiss Life selbst bestimmt den Grad der Pflegebedürftigkeit anhand von sechs Alltagsverrichtungen.
Die Wartefrist beträgt immer 180 Tage. Eine Gesundheitsprüfung ist vor dem Abschluss zwingend. Das Besondere an diesem Versicherungsprodukt: Die Rente wird auch ausgerichtet, wenn der Patient seinen Wohnsitz im Ausland hat. Und ab Eintritt der Pflegebedürftigkeit erfolgt die Prämienbefreiung.
- Kostenbeispiel: Die Prämie für einen 65-jährigen Mann beträgt für ein Taggeld von 100 Franken jährlich Fr. 4519.30, wie erwähnt bei einer Wartefrist von 180 Tagen. Wird die Versicherung schon im Alter 50 abgeschlossen, beträgt die Jahresprämie Fr. 2946.50.
«Pflegetaggeld» von Visana
Die Pflegetaggeldversicherung der Visana übernimmt Kosten für Hotellerie und Betreuung in einem Pflegeheim in der Höhe des versicherten Pflegegeldes. Keine Leistungen erbringt die Versicherung für eine Pflege zu Hause.
Versicherbar sind Taggelder von 15 bis zu 200 Franken. Die Versicherung zahlt während höchstens 10 Jahren und erst nach einer Wartefrist von 2 Jahren. Für den Abschluss ist eine Gesundheitsprüfung notwendig. Das 65. Altersjahr darf beim Abschluss nicht überschritten sein.
- Kostenbeispiel: Die Prämie für einen 65-jährigen Mann mit Wohnort Zürich beträgt jährlich Fr. 1312.80. Wird die Versicherung bereits im Alter von 50 Jahren abgeschlossen, reduziert sich die Jahresprämie auf Fr. 638.40.
Die Übersicht der Angebote zeigt: Pflegeversicherungen sind teuer und die Wartefristen oft so lang, dass für Versicherte das Risiko hoch ist zu sterben, bevor Leistungen ausgezahlt werden. Zum Teil sind die Leistungen an weitere Bedingungen geknüpft wie das Erreichen eines bestimmten Grades von Pflegebedürftigkeit.
Stefan Thurnherr, Versicherungsspezialist beim VZ Vermögenszentrum, rät in den meisten Fällen davon ab, eine Pflegeversicherung abzuschliessen. Statt das Geld der Versicherung abzuliefern, sei es besser, zu Hause eine Pflegerin anzustellen.