Ein Mittwochnachmittag Mitte März in Bern: Ein Bus von Bernmobil macht vor der Lorrainebrücke wegen eines Velos eine Vollbremsung. Ein Passagier fällt um, verletzt sich und muss ins Spital. Im letzten Jahr kam es auf den Linien von Bernmobil wegen Notstopps zu 119 solchen Stürzen. 84 Leute verletzten sich.
Im Bericht über die Sicherheit im öffentlichen Verkehr tauchen die meisten dieser Unfälle nicht auf. Das Bundesamt für Verkehr zählte im letzten Jahr in der Schweiz nur 84 Unfälle in Trams und Bussen. Zum Vergleich: Allein die städtischen Verkehrsbetriebe von Zürich, Basel und Bern registrierten total 592 Unfälle mit Personenschäden.
Grund: In der nationalen Statistik erscheinen nur Unfälle mit Toten, Schwerverletzten oder mit Sachschäden von mindestens 100 000 Franken. So will es das Bundesamt für Statistik. Bis 2007 reichte noch ein Sachschaden von 15 000 Franken. Leichtverletzte erfasst das Bundesamt seit jeher nicht. Es gebe Vorbehalte zur Genauigkeit der Zahlen, sagt der Sprecher. Das Verkehrsunternehmen wisse oft nicht, ob ein Fahrgast nach einem Vorfall zum Arzt gegangen sei.
Bernmobil erfasst Unfälle unkompliziert
Bernmobil beweist das Gegenteil: Die Chauffeure machen nach jedem Notstopp einen Rapport und verteilen den Passagieren Adresskarten für den Fall, dass sie zum Arzt müssen. Darauf basiert ihre Statistik. Das Bundesamt müsste die Zahlen nur übernehmen.
Schweiz schneidet vergleichsweise schlecht ab
In der Schweiz verletzen sich verhältnismässig viele Zugpassagiere. Pro gefahrenen Personenkilometer gab es mehr Passagierschäden als in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Norwegen, Schweden und Grossbritannien.
Die Schweiz rangiert laut Statistik der Europäischen Eisenbahnbehörde auf Platz neun. Das Bundesamt für Verkehr benutzt sie, um jährlich eine Rangliste der 18 sichersten Länder im Eisenbahnverkehr zu erstellen. Dabei berücksichtigt das Amt 13 Indikatoren. Weitere Kriterien neben der Prozentzahl der Passagierschäden sind die Anzahl Unfälle auf Bahnübergängen pro Zugkilometer oder die Zahl der verletzten Mitarbeiter pro Kilometer. Alles zusammengezählt, landet die Schweiz auf Platz vier.