Nestlé bittet Steuerzahler stärker zur Kasse
Nahrungsmittelhersteller fordern vom Bund noch mehr Geld. Neu soll der Export von Milchprodukten mit 90 Millionen Franken subventioniert werden.
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saldo 20/2014
03.12.2014
Letzte Aktualisierung:
06.01.2015
Lara Wüest
Unternehmen wie Nestlé und Emmi erhalten jedes Jahr Millionen aus Steuergeldern. Die Höhe des Betrags legt das Schweizer Parlament jährlich neu fest. Seit 2011 bewilligte es jeweils 70 Millionen Franken dafür, dass Schweizer Nahrungsmittelhersteller für ihre Exportprodukte inländische Agrarrohstoffe wie Butter, Milch oder Weizenmehl verwenden.
Letztes Jahr erhielt Nestlé mit rund 17 Millionen am meisten Steuergelder, an zweiter Stell...
Unternehmen wie Nestlé und Emmi erhalten jedes Jahr Millionen aus Steuergeldern. Die Höhe des Betrags legt das Schweizer Parlament jährlich neu fest. Seit 2011 bewilligte es jeweils 70 Millionen Franken dafür, dass Schweizer Nahrungsmittelhersteller für ihre Exportprodukte inländische Agrarrohstoffe wie Butter, Milch oder Weizenmehl verwenden.
Letztes Jahr erhielt Nestlé mit rund 17 Millionen am meisten Steuergelder, an zweiter Stelle folgte Mondelez Europa mit rund 12 Millionen. Das Unternehmen produziert unter anderem Toblerone. Auf dem dritten Platz lag Lindt & Sprüngli mit rund 5,3 Millionen Franken Subventionen (saldo 10/14).
Multis verlangen ab 2015 eine Aufstockung um über ein Viertel
Diese Gelder genügen den Schweizer Multis nicht. Sie fordern für das kommende Jahr 90 statt 70 Millionen Franken. Über die Erhöhung entscheidet das Parlament in der laufenden Wintersession. Unterstützung erhalten Nestlé & Co. von der Föderation der Nahrungsmittelindustrie und dem Schweizerischen Bauernverband. Die Föderation hat über 200 Mitglieder, neben Nestlé und Emmi auch die Migros-Tochter Jowa, den Milchverarbeiter Cremo und die beiden Guetslifabriken Kambly und Hug.
Im vergangenen Jahr erzielte Nestlé einen Reingewinn von 10 Milliarden Franken. Dennoch will der Multi nicht auf die Subventionen verzichten. Nestlé-Sprecher Andreas Richner: «Das Geld dient dazu, das Preisniveau der Agrarrohstoffe in der Schweiz zu stützen.» Urs Furrer von der Föderation pflichtet bei: «Ein Wegfall des Ausgleichs ohne Öffnung des schweizerischen Agrarmarkts hätte zur Folge, dass die Konkurrenzfähigkeit von in der Schweiz verarbeiteten Nahrungsmitteln im Ausland spürbar reduziert würde.»
«Das ist erpresserisch», kommentiert der Solothurner SP-Nationalrat Philipp Hadorn: «Es gehen keine Arbeitsplätze verloren, auch wenn Nestlé die zusätzlichen Subventionen nicht erhält.» Zudem würde Nestlé von der Marke «Swiss Products» profitieren. «Dafür darf man im Ausland auch einen gewissen Preis verlangen.»