Saldo-Leser Peter Ulrich aus Zürich (Name geändert) legte während sieben Jahren 80 000 Franken in der Vorsorgepolice «Protect Star» der Axa Versicherung an. Finanzberater der VVK AG und der Postfinance hatten ihm dieses Produkt vorgeschlagen. Dabei handelt es sich um eine gemischte Lebensversicherung. Das heisst: Das Sparen wird mit einer Versicherung kombiniert.
Das bei «Protect Star» angelegte Geld floss in ein Produkt, das diverse Indexanlagen wie etwa Aktien abbildete. Die Axa lockte mit einem «Indexbonus» und stellte ihren Kunden «ausgezeichnete Renditechancen dank intelligenter Anlagestrategie», ein «Gewinnpotenzial in jedem Marktumfeld» und eine «jährliche Gewinnabsicherung» in Aussicht.
Nun läuft der Vertrag aus und Ulrich erhält sein Geld zurück – inklusive einer bösen Überraschung: Der angelegte Betrag vermehrte sich nicht. «Ich kann nicht glauben, dass mit meinem Geld während sieben Jahren kein Rappen Zins erwirtschaftet wurde», schreibt Ulrich saldo.
Axa-Kunden konnten mit einer Einmalzahlung von mindestens 19 500 Franken und einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren seit 2012 in «Protect Star» investieren. Die Versicherung versprach, den Einsatz würde man wegen des «Kapitalschutzes» nicht verlieren. Stattdessen könne man viel gewinnen: In einem «mittleren Szenario» würden 4,5 Prozent Rendite pro Jahr herausschauen. Mit dem «100 % Kapitalschutz» garantierte der Versicherer aber nur, dass der Kunde am Ende der Laufzeit das angelegte Geld zurückerhält. Anders gesagt: Garantiert waren 0 Prozent Zins.
Ulrich wäre mit jedem Sparkonto besser gefahren als mit der Anlage bei der Axa. Zudem hätte er auch bei jeder Bank einen vollen Kapitalschutz genossen – dank der Einlagensicherung von 100 000 Franken, die der Staat Bankkunden garantiert. saldo und «K-Geld» warnten bereits vor Jahren vor Einmaleinlagen in «Protect Star».
Die Axa schreibt auf Anfrage von saldo: «Die Berechnungen des Antrags wurden mit den zum damaligen Zeitpunkt gültigen Annahmen der Kapitalmärkte getroffen. Leider hat sich insbesondere die Zinsentwicklung negativ auf diese Anlage ausgewirkt, was in diesem Ausmass nicht zu erwarten war.»
Mobiliar: Noch schlechterer Kapitalschutz
Die Versicherungsbranche bietet auch heute noch Policen mit Kapitalschutz an – so etwa neuerdings die Mobiliar mit dem Produkt «Mobiliar One Invest». Die Versicherung wirbt mit Sätzen wie «Spargeld unter die Matratze stecken oder tiefe Sparzinsen hinnehmen? Weder noch!» und verspricht, ihre neue Lebensversicherung mit Einmaleinlage würde «attraktive Renditechancen – bei kontrolliertem Anlagerisiko» bieten.
Der «Kapitalschutz» ist bei diesem Produkt aber noch schlechter als bei der Axa. Die Mobiliar garantiert nämlich nur einen Verlust: Hält man zehn Jahre durch und investiert mindestens 10 000 Franken, bekommt man bei Ablauf der Police sicher 93,4 Prozent des Gelds zurück. Bei 10 000 Franken wären das also nur noch 9340 Franken. Immerhin: Im Todesfall erhalten die Erben den Einsatz ganz zurück.
Wie bei der Axa investiert auch die Mobiliar das Geld der Kunden in ein sogenanntes strukturiertes Produkt. Im Fall der Mobiliar heisst es «Mobiliar Global Multi Asset Balanced 5 % Vol Control Index». Es bildet verschiedene Indexanlagen ab: Zu Beginn sind das 40 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen, 12,5 Prozent Immobilienwerte und 7,5 Prozent Gold. Unklar aber bleibt, wie künftig investiert wird. Die Kunden können darauf keinen Einfluss nehmen.
Strukturierte Produkte ungeeignet für Sparanlagen
Faktisch handelt es sich bei strukturierten Produkten um Darlehen, auch wenn sie auf Aktien, Indexen oder anderen Anlagen basieren. Anders als Aktienfonds werden sie von der Finanzmarktaufsicht Finma nicht kontrolliert. Im Fall der Mobiliar wurde das Darlehen der Firma Open Public Chartered Issuance SA (Opus) in Luxemburg gewährt, der Herausgeberin des strukturierten Produkts. Sollte diese bankrottgehen, kann es sein, dass das ganze Geld der Investoren verloren ist.
Fazit: Strukturierte Produkte sind nicht für langfristiges Anlegen geeignet – weder bei Banken noch in Versicherungsprodukte verpackt.