Ende August 2014 war Enrico Buzzini aus Vergeletto TI auf der Jagd. Bei einer Quelle legte er sich ins Gras, um sich auszuruhen. Plötzlich spürte er einen Stich an der Brust. «Zuerst dachte ich, es sei ein Holzsplitter», erinnert sich Buzzini. «Ich machte mir nichts draus und stand auf.» Dann sah er eine Aspisviper im Gras. Als er sein Hemd aufknüpfte, bemerkte er zwei kleine Blutstropfen. Da war ihm klar: Die Viper hatte ihn gebissen. «Mein Gesicht war wie betäubt.» Um die Bissstelle rötete sich die Haut. Buzzini alarmierte per Handy die Rega, die ihn nach Locarno ins Spital flog.
Während fünfzig Jahren nur ein Todesopfer
«Jäger von der Rega gerettet», schrieb das Medienportal Ticinonline. Die Zeitung «Eco risveglio» schrieb gar von «Lebensgefahr» und «tödlichem Gift». Doch Schlangenbisse sind fast nie tödlich: In den letzten fünfzig Jahren starb eine einzige Person in der Schweiz wegen eines Schlangenbisses. Laut der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz kommt es nur bei jedem zehnten Fall zu ernsthaften Komplikationen. Die meisten Schlangenbisse führen lediglich zu Schwellungen oder Übelkeit.
Die Zahl der Schlangenbisse ist zudem seit Jahren konstant. Letztes Jahr registrierte Tox Info Suisse zwanzig Bisse von Kreuzottern und Aspisvipern.
Nach einem Schlangenbiss gilt: Ruhe bewahren! Das Gift entfaltet seine volle Wirkung erst nach einigen Stunden. «Man hat genügend Zeit, zum Arzt oder ins nächste Spital zu gehen», sagt Christine Rauber-Lüthy, leitende Ärztin bei Tox Info Suisse. Wanderer rufen am besten die Notfallnummer 144 an und lassen sich vom Arzt beraten. Die betroffenen Körperteile sollte man möglichst wenig bewegen. Das verzögert das Ausbreiten des Giftes im Körper.
Enrico Buzzini musste übers Wochenende zur Beobachtung im Spital bleiben. Danach konnte er wieder nach Hause gehen.
Schuhe tragen, wo es Schlangen gibt
«Mindestens die Hälfte der Schlangenbisse ist selbst verschuldet – weil jemand eine Schlange provoziert hat oder sie fangen wollte», sagt Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz. Die Statistik zeigt: Die Mehrzahl der Betroffenen wurden letztes Jahr in einen Finger oder in die Hand gebissen. Fünf Personen erlitten Bisse in den Fuss. Deshalb sollte man in Gebieten, in denen es viele Schlangen hat, immer Schuhe tragen. Lange Hosen sind laut Meyer hingegen unnötig. Bisse in die Beine kommen selten vor.
Das Merkblatt «Giftschlangen – was tun?» können Sie herunterladen unter www.karch.ch/Fragen und Auskünfte/Giftschlangen.
Schlangenbisse vermeiden
- Gehen Sie in den Alpen und im Jura nicht barfuss.
- Fassen Sie Schlangen nicht an.
- Vertreiben Sie Schlangen mit Stampfen oder auffälligen Bewegungen. Schlangen reagieren auch auf visuelle Reize.
- Greifen Sie in schlangenreichen Gebieten nicht in Steinhaufen, Holzstösse oder ins Gebüsch.
- Falls doch eine Schlange zubeisst: Bringen Sie die betroffene Person zum Arzt oder alarmieren Sie die Sanität über die Notrufnummer 144.